Um die Leser wirklich zu packen, braucht es eine gut durchdachte Story und authentische Charaktere, die nachvollziehbar handeln und in die sich die Leser im besten Fall hineinversetzen können.
Ein paar Anregungen, wie es Dir gelingt, solche Charaktere zu schaffen, gibt es heute.
Ich widme meinen Charakteren schon vor dem Plotten sehr viel Aufmerksamkeit. Denn sie sind die "Werkzeuge", mit denen ich nachher arbeiten können muss. Sie erzählen die Geschichte, machen die Geschichte aus. Ich muss als diese Figuren glaubhaft agieren können.
Deshalb überlege ich mir zuerst, was ist das Besondere an dieser Figur. Welche Geschichte kann sie aufgrund dieser Besonderheit erzählen, wie passt sie in die womöglich schon vorhandene Idee hinein bzw. was braucht sie, um in die Idee zu passen?
Dann wende ich mich ihren Charaktereigenschaften zu: ist sie launisch, neugierig, ungeduldig, hat sie ein dickes Fell oder ist sie sehr sensibel? Wie geht sie mit Stress um, mit Freude? Hier helfen Listen von positiven und negativen Charaktereigenschaften, die man zu Hauf im Netz findet, um möglichst viele Attribute zusammenzubekommen.
Dadurch komme ich dann ganz schnell zu ihren Stärken und Schwächen, die nachher eine große Rolle im Plot spielen. Wovor hat sie Angst? Was bereut sie möglicherweise? Was sind ihre Hoffnungen und Träume? Das ist manchmal gar nicht so leicht zu beantworten, aber die Mühe wert!
Ich schau mir meist ihren Hintergrund genauer an und arbeite den aus: Familie, Freunde, Schulbildung. Wie ist sie aufgewachsen? Welche Erlebnisse prägten sie? Wie sieht ihr Freundeskreis jetzt aus? Hat sie Vertraute oder tendiert sie eher zu vielen lockeren Bekanntschaften? Wer ist fester Bestandteil ihres Lebens? Hat sie Haustiere? ...
Womit verbringt sie ihre Freizeit? Hat sie Hobbies, Leidenschaften? Was ist ihr Lieblingsessen, -restaurant, -film, -buch ... Hat sie Ticks, Macken, wiederkehrende Angewohnheiten? Vielleicht eine besondere Art zu reden mit Lieblingswörtern oder Lieblingsaussprüchen?
Und schließlich, tatsächlich relativ spät, widme ich mich ihrem Aussehen und schaue, ob sich dadurch vielleicht auch Schlussfolgerungen zum Plot ziehen lassen. Ist sie klein und hat dadurch Probleme? Oder hat keine perfekte Figur und erlebt deshalb Vorurteile?
All diese Überlegungen geben der Figur mehr Inhalt, mehr Substanz, machen sie greifbarer, sodass ich sie beim Schreiben fühlen kann. Denn genau darum geht es mir: Ich muss glaubwürdig als jemand agieren, der anders ist als ich. Und das kann ich nur, wenn ich diesen Jemand wirklich, wirklich gut kenne.
Meist hilft es mir, ein paar Szenen zu schreiben und diese Figur agieren zu lassen, um zu erkennen, ob ich sie bereits gut genug ausgearbeitet habe, ob ich sie fühlen kann. Oder sie zeigt mir dabei sogar eine Facette, an die ich bisher nicht gedacht habe.
Am Ende habe ich einen sehr ausführlichen Charakterbogen, meist über mehrere Seiten. Hier nur ein paar Eckpunkte, an denen ihr euch orientieren könnt:
- Name
- Alter
- Aussehen (Haar-, Augenfarbe, Größe, Statur)
- Familie (Eltern, Geschwister, Großeltern, alle, die wichtig sind)
- Werdegang (kleiner Lebenslauf plus bisherige einschneidende oder für die Story wichtige Erlebnisse)
- aktueller Beruf/Schule etc, ist die Figur glücklich damit oder wünscht sie sich Veränderungen?
- Freunde
- Hobbies/womit verbringt sie ihre Zeit
- Leidenschaften
- Besonderheiten (Kräfte, Ticks, Launen, alles, was sie von anderen unterscheidet)
- Charakter allgemein (je mehr Attribute, umso besser)
- Stärken
- Schwächen
- Größte Angst
- Hoffnungen/Träume
- Ziel/Antrieb
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