Auf der letzten Buchmesse habe ich mich bereits mit einigen Kolleginnen und Kollegen darüber unterhalten: über das Schubladen-Denken und dessen Auswirkungen.
Wir alle kennen es, und es findet nicht nur in der Buchwelt statt:
Man sieht jemanden oder etwas und sortiert sie oder ihn oftmals unbewusst in eine Kategorie/Schublade ein.
Bei Menschen oftmals anhand ihrer Kleidung, Ausdrucksweise und ihres Berufs, manchmal sogar anhand des Autos, das sie fahren, denn, hey, wer so eine dicke Karre fährt, der ist beruflich erfolgreich/hat zu viel Geld/ist ein Prolet etc.
Aber auch bei Büchern passiert so etwas bereits anhand des Covers, des Klappentextes und anhand der Begriffe, mit denen der Verlag oder Autor das Buch bewirbt. Zum Glück haben wir ja die ganzen Genre-Bezeichnungen.
Doch hier wird es schon schwierig, denn nicht jeder versteht unter dem Begriff des Gleiche. Wenn man mal nach Genre-Listen sucht, findet man sogar da abweichende Interpretationen. Da beißt sich der Hund also in den Schwanz, wie man so schön sagt.
Eine lustige Zusammenfassung der Fantasy-Subgenre zeigt auf lustige Weise, wie breit gefächert allein Fantasy ist: Die Fee ist immer da
Interessant ist, dass es sogar Genre-Konventionen gibt. Also im weitesten Sinne Regeln, nach denen man sich beim Schreiben richten sollte ...
Mein Eindruck ist, dass durch dieses Schubladendenken Erwartungen geschürt werden, die man zwangsläufig nicht alle erfüllen kann. Wie auch?
Wenn jemand zum Beispiel ein Buch kauft, auf dem "Krimi" steht, erwartet derjenige ein Verbrechen und dessen Aufklärung.
Bei einem Liebesroman ist es eine romantische Geschichte zwischen zwei Menschen, die auf ihrem Weg allerhand Stolpersteine bewältigen müssen, um (im besten Fall) doch noch zueinander zu finden.
Schwierig wird es, wenn anhand des Covers und des Klappentextes nicht unbedingt ersichtlich ist, um welches Genre es sich handelt. Entweder, weil das Cover ungünstig gewählt ist, oder weil es sich um einen Genremix handelt. Schon weiß der Leser nicht, wohin er dieses Buch stecken soll. Und lässt es womöglich liegen, weil er nichts damit anzufangen weiß.
Vielleicht lässt er sich dennoch zum Kauf animieren, hat unter Umständen im Klappentext ein Schlüsselwort gefunden und es aufgrund dieses einen Begriffs doch noch in eine Schublade stecken können. Puh. Obwohl, nein. Denn daraus resultieren Erwartungen. In jeder Schublade liegen ja die Dinge, die erfüllt werden müssen, um in diese Schublade zu passen.
Enttäuschungen sind vorprogrammiert. Denn in dem gekauften Genremix-Buch geht es eben nicht um Ermittlungsarbeit und auch die klassische Liebesgeschichte kommt zu kurz. Anstatt das Buch nun als bunte Mischung zu empfinden und zu wertschätzen, fühlt sich der Leser betrogen, denn die "Schublade" sah doch etwas anderes vor! Schon hagelt es Sternchenabzüge und Rückmeldungen in Form von "etwas anderes erwartet", "konnte dem versprochenen Liebesroman/Krimi/Thriller etc nicht gerecht werden".
Das nur, weil das Buch nicht in die Schublade passen wollte ...
In einigen Gebieten mag es richtig und wichtig sein, allem einen Stempel aufzudrücken, aber es geht auch ohne. Wie ihr vielleicht wisst, fahre ich seit Jahren auf Mittelaltermärkte und lagere dort. Was mir da am allerbesten gefällt, ist, dass alle Teilnehmer und viele Besucher Gewandungen entsprechend der dargestellten Epoche tragen - und somit alle gleich aussehen. Ich kann anhand der Kleidung nicht erkennen, ob ich einen Bänker vor mir habe oder eine Putzfrau. Das ist so angenehm! Man kann sich ganz vorbehaltlos auf den anderen Menschen einlassen, ihn aufgrund seiner Ausstrahlung, dem, was er erzählt oder wie er sich mir gegenüber benimmt, beurteilen. Ohne Vorurteile und Erwartungen. Ihr glaubt gar nicht, wie herrlich das ist - und wie viele interessante Menschen ich auf diese Weise kennen gelernt habe, an denen ich sonst womöglich vorbei gelaufen wäre (oder sie an mir).
Es ist schade, dass die "echte" Welt so nicht funktioniert. Dabei wäre es doch schön, wenn wir hin und wieder ganz bewusst aus diesem Schubladen-Denken ausbrechen und mal alle Erwartungen, Vorbehalte und Vorurteile beiseite ließen und offen auf neue Dinge zugingen. Oder was meint ihr?
Eure Sandra
Wir alle kennen es, und es findet nicht nur in der Buchwelt statt:
Man sieht jemanden oder etwas und sortiert sie oder ihn oftmals unbewusst in eine Kategorie/Schublade ein.
Bei Menschen oftmals anhand ihrer Kleidung, Ausdrucksweise und ihres Berufs, manchmal sogar anhand des Autos, das sie fahren, denn, hey, wer so eine dicke Karre fährt, der ist beruflich erfolgreich/hat zu viel Geld/ist ein Prolet etc.
Aber auch bei Büchern passiert so etwas bereits anhand des Covers, des Klappentextes und anhand der Begriffe, mit denen der Verlag oder Autor das Buch bewirbt. Zum Glück haben wir ja die ganzen Genre-Bezeichnungen.
Doch hier wird es schon schwierig, denn nicht jeder versteht unter dem Begriff des Gleiche. Wenn man mal nach Genre-Listen sucht, findet man sogar da abweichende Interpretationen. Da beißt sich der Hund also in den Schwanz, wie man so schön sagt.
Eine lustige Zusammenfassung der Fantasy-Subgenre zeigt auf lustige Weise, wie breit gefächert allein Fantasy ist: Die Fee ist immer da
Interessant ist, dass es sogar Genre-Konventionen gibt. Also im weitesten Sinne Regeln, nach denen man sich beim Schreiben richten sollte ...
Mein Eindruck ist, dass durch dieses Schubladendenken Erwartungen geschürt werden, die man zwangsläufig nicht alle erfüllen kann. Wie auch?
Wenn jemand zum Beispiel ein Buch kauft, auf dem "Krimi" steht, erwartet derjenige ein Verbrechen und dessen Aufklärung.
Bei einem Liebesroman ist es eine romantische Geschichte zwischen zwei Menschen, die auf ihrem Weg allerhand Stolpersteine bewältigen müssen, um (im besten Fall) doch noch zueinander zu finden.
Schwierig wird es, wenn anhand des Covers und des Klappentextes nicht unbedingt ersichtlich ist, um welches Genre es sich handelt. Entweder, weil das Cover ungünstig gewählt ist, oder weil es sich um einen Genremix handelt. Schon weiß der Leser nicht, wohin er dieses Buch stecken soll. Und lässt es womöglich liegen, weil er nichts damit anzufangen weiß.
Vielleicht lässt er sich dennoch zum Kauf animieren, hat unter Umständen im Klappentext ein Schlüsselwort gefunden und es aufgrund dieses einen Begriffs doch noch in eine Schublade stecken können. Puh. Obwohl, nein. Denn daraus resultieren Erwartungen. In jeder Schublade liegen ja die Dinge, die erfüllt werden müssen, um in diese Schublade zu passen.
Enttäuschungen sind vorprogrammiert. Denn in dem gekauften Genremix-Buch geht es eben nicht um Ermittlungsarbeit und auch die klassische Liebesgeschichte kommt zu kurz. Anstatt das Buch nun als bunte Mischung zu empfinden und zu wertschätzen, fühlt sich der Leser betrogen, denn die "Schublade" sah doch etwas anderes vor! Schon hagelt es Sternchenabzüge und Rückmeldungen in Form von "etwas anderes erwartet", "konnte dem versprochenen Liebesroman/Krimi/Thriller etc nicht gerecht werden".
Das nur, weil das Buch nicht in die Schublade passen wollte ...

Es ist schade, dass die "echte" Welt so nicht funktioniert. Dabei wäre es doch schön, wenn wir hin und wieder ganz bewusst aus diesem Schubladen-Denken ausbrechen und mal alle Erwartungen, Vorbehalte und Vorurteile beiseite ließen und offen auf neue Dinge zugingen. Oder was meint ihr?
Eure Sandra
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