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Überarbeitungsfibel Teil 2: Aufgeblähter Text dank Füllwörtern

In meiner neuen Blogreihe "Die Überarbeitungsfibel: Überarbeiten Schritt für Schritt erklärt" erzähle ich, worauf es beim Überarbeiten Deines fertigen Textes ankommt, welche Fehler Du wie finden und vermeiden kannst, und was ich immer wieder in Lektoraten finde. 

Warum überarbeiten so wichtig ist und Du Dir die Mühe unbedingt machen solltest, erfährst Du hier: 4 Gründe für das gründliche Überarbeiten

Heute: Füllwörter
Aufgeblähter Text dank Füllwörtern

Bei dem Wort "aufgebläht" habe ich sofort das Bild eines ungesund aufgedunsenen Bauches vor mir. Ihr auch? Ein kugelrunder Bauch, in dem sich, ja, was eigentlich befindet? Luft. Genau. Heiße Luft. Was im Magen schon unangenehm ist, möchte ich in Büchern noch viel weniger haben. Das ist sicherlich zum Teil Geschmackssache wie alles im Leben. Aber dennoch gibt es ziemlich viele Wörter, auf die man durchaus voll und ganz verzichten kann. In dem vorangegangenen Satz sind es 5. Mindestens.
Findet ihr sie?
Quelle: MrsBrown, Pixabay

Aber dennoch gibt es ziemlich viele Wörter, auf die man durchaus voll und ganz verzichten kann.

"Dennoch gibt es Wörter, auf die man verzichten kann" sagt kurz und knapp das Gleiche aus. Liest sich aber besser als die erste Version voller heißer Luft.

Auf folgende Füllwörter kannst Du also getrost verzichten: ziemlich, etwa, einige, völlig, ganz, gar, ein bisschen, ein wenig, eigentlich ...

Gerade ein bisschen oder ein wenig ist oftmals sogar unsinnig. Sie errötete ein wenig. Er geriet ein bisschen außer Kontrolle. Kann man ein wenig erröten? Wie denn und wo genau? Nur um die Nase? Nur auf einer Wange? Ich denke, ihr versteht, was ich meine. Konkret werden, Füllwörter vermeiden - so sagte es schon Stephen King.

Aber der Wordcount!?, werden jetzt vermutlich einige KollegInnen entsetzt rufen. Ernsthaft? Hauptsache viele Wörter - egal, wie sinnvoll sie sind? Nein, danke! Ich glaube, worin sich alle Rezensenten meiner Bücher einig sind, ist: die Bücher sind zu schnell ausgelesen. Ich empfinde es als Lob, auch wenn ich mir natürlich wünschen würde, meine Bücher würden meine Leser für eine laaaaange Zeit begleiten. Doch zeigt es, dass sie von der Handlung gefesselt waren und sich nicht von Längen haben anbinden lassen. Für mich also eine Bestätigung, auch weiterhin auf Handlung wert zu legen - und nicht einen hohen Wordcount mit luftgefüllten Sätzen erreichen zu wollen.

Ich habe kürzlich "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" gelesen. Ein Bestseller mit einer sehr tiefgehenden Geschichte. Sicherlich kennen die meisten das Buch. Das Taschenbuch hat 336 Seiten. Nicht viel. Ich war, ehrlich gesagt, im ersten Moment überrascht.
Aber: Es sind 336 Seiten, auf denen eine wundervolle Liebesgeschichte, großes Drama zweier krebskranker Jugendlicher und zwei traurige Nebenschicksale tief beleuchtet werden. Nur 336 Seiten reichten John Green aus, um eine gehaltvolle, tiefgehende, stimmige Geschichte voller schöner und trauriger Bilder zu schaffen. Weil sich der Autor auf das Wesentliche beschränkt hat! Die Sätze waren zwar lang, aber voller Inhalt, nicht voller Blähwörter. Die Beschreibungen waren gerade so viel, dass man sich ein Bild machen konnte, aber nicht zu detailliert, um die Handlung künstlich aufzubauschen. Auch wurde komplett auf Szenen verzichtet, die die Geschichte nicht voran brachten, sondern ebenfalls nur künstlich aufgebläht hatten.
Insgesamt ein schönes Beispiel für das Autoren-Sprichwort: In der Kürze liegt die Würze.

Natürlich ist nicht jedes Füllwort Teufelswerkszeug. In Maßen geht wie überall im Leben alles. Zuviel ist und bleibt aber ungesund.


TO-DO-LISTE PUNKT 2:
Probiere es aus: Streiche aus einem Text alle o. g. und ähnlichen Füll- bzw. Blähwörter, die eigentlich keinen Sinn erfüllen, und lies Dir dann beide Varianten durch. Du wirst feststellen, dass der Text ohne diese Wörter nichts verliert, sich sogar besser lesen lässt, vielleicht sogar mehr Spannung erzeugt - je nachdem, was für eine Textstelle Du ausgewählt hast.


Bisher hatten wir: Gleichzeitigkeiten

Hier geht es weiter mit Passivformulierungen.

Wenn Du Hilfe brauchst, ich biete sowohl Lektorate an als auch Unterstützung beim Schreibprozess. Sprich mich einfach an. Mehr Infos zu meinem Service gibt es hier: Service für Autoren und Verlage.

Deine Sandra

Weiterführender Link: http://www.schreiblabor.com/fuellwoerter-test/

Kommentare

  1. An dieser Stelle möchte ich gern den Füllwörtertest vom Schreiblabor empfehlen, den ich sehr praktisch finde. Man kann dort einzelne Kapitel oder auch ein komplettes Manuskript kostenlos auf bis zu 360 Füllwörter testen lassen. Am besten wird sogar angezeigt, wieviel Prozent Füllwörter der Text enthält.
    http://www.schreiblabor.com/fuellwoerter-test/
    Und keine Sorge, es findet keine Übertragung der eigenen Daten über das Internet statt, der eigene Text ist also sicher.

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    1. Vielen Dank für den Tipp! Eine tolle Seite. Ich werde das direkt mal in den Beitrag einfügen.

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