Heute komme ich zu einem eher ungewöhnlichen Buch. Anhand des Klappentextes von Sabine M. Schmids "Das geheime Leben des Nachtfalters" konnte ich mir nicht recht etwas vorstellen, deshalb hab ich die Hamburger Autorin zu ihrem Roman befragt und dabei kam Erstaunliches heraus:
Vielen Dank, liebe Sabine, für das Interview. Nun habe ich einen sehr viel besseren Blick in den "Nachtfalter" bekommen. Eine interessante Geschichte mit sehr viel Tiefgang. So etwas mag ich.
Buchtitel
Das geheime Leben des Nachtfalters
Genre/Zielgruppe
Mein Verleger Schemajah Schuppmann hat mir diese nicht ganz leicht zu
beantwortende Frage abgenommen und mein Buch in der Rubrik ‚Philosophische
Phantastik‘ verortet, ich finde, das trifft es sehr gut. Ich hatte beim
Schreiben keine bestimmte Zielgruppe vor Augen und obwohl meine Heldin relativ
jung ist, ist der Roman für jeden interessant, der gerne träumt und an seine
Träume glaubt.
Deine Geschichte in wenigen
Sätzen
Die vierzehnjährige Gerr fühlt sich eingesperrt und ratlos: Als Tochter eines Schreibers ist ihr zukünftiges Leben vorgezeichnet, entweder schafft sie es, einen passenden Ehemann zu finden und selbst Kinder großzuziehen, oder sie ergattert allerhöchstens eine Anstellung als Gouvernante. Doch Gerr glaubt fest daran, dass da noch mehr sein muss. Als sie in einem Traum, der ihr viel realer erscheint als ihr eigentliches Leben, einem jungen Gaukler begegnet und kurz darauf derselben Gauklertruppe im Wachen über den Weg läuft, entschließt sie sich kurzerhand, von zu Hause fortzulaufen und stürzt sich in das größte Abenteuer ihres Lebens. Nacht für Nacht begegnet sie im Traum dem seltsamen Jungen, über den bei den echten Gauklern niemand sprechen will. Er macht sie nachts zu seinem Lehrling in der Kunst der Magie, während Gerr sich tagsüber auf die Suche nach ihrem mysteriösen Meister und den Antworten auf all ihre Fragen macht.
Die vierzehnjährige Gerr fühlt sich eingesperrt und ratlos: Als Tochter eines Schreibers ist ihr zukünftiges Leben vorgezeichnet, entweder schafft sie es, einen passenden Ehemann zu finden und selbst Kinder großzuziehen, oder sie ergattert allerhöchstens eine Anstellung als Gouvernante. Doch Gerr glaubt fest daran, dass da noch mehr sein muss. Als sie in einem Traum, der ihr viel realer erscheint als ihr eigentliches Leben, einem jungen Gaukler begegnet und kurz darauf derselben Gauklertruppe im Wachen über den Weg läuft, entschließt sie sich kurzerhand, von zu Hause fortzulaufen und stürzt sich in das größte Abenteuer ihres Lebens. Nacht für Nacht begegnet sie im Traum dem seltsamen Jungen, über den bei den echten Gauklern niemand sprechen will. Er macht sie nachts zu seinem Lehrling in der Kunst der Magie, während Gerr sich tagsüber auf die Suche nach ihrem mysteriösen Meister und den Antworten auf all ihre Fragen macht.
So richtig kann ich mir anhand
des Klappentextes nichts unter Deinem Buch vorstellen. Erzähl uns doch ein
bisschen mehr.
Im geheimen Leben des
Nachtfalters geht es um das, was Magie wirklich ausmacht, das Erkennen des
Wesens der Dinge. Und um den Mut, sich nicht von Konventionen einschränken zu
lassen und herauszufinden, wer man wirklich sein kann und will. Aber in
allererster Linie geht es um wahre Freundschaft, denke ich. Gerr und ihr
Magier, die sich in den Träumen kennenlernen, müssen im wirklichen Leben noch
einige Hürden meistern, bevor sie aufeinandertreffen können. Und am Ende wird
Gerr ihren Meister auch noch einiges lehren müssen. In der Freundschaft und der
Liebe geht es für mich darum, die dunklen Flecken zu sehen, die der andere
selbst nicht erkennen kann, und diese dann möglichst sanft auszuleuchten, oder
auch mal nicht ganz so sanft. Genau das machen die beiden, und nebenbei erleben
sie das größte Abenteuer ihres Lebens!
Hast Du eine Lieblingsstelle?
„Dann folge mir jetzt tatsächlich!“, ruft er aus und verwandelt sich vor ihren Augen in eine Möwe. Gerr starrt auf ihn hinunter, verwirrt, verunsichert. Sie hat nicht die geringste Ahnung wie sie das tun soll, ihm folgen. Doch dann hört sie seine Stimme irgendwo in ihrem Kopf, so als würde er direkt in sie hineinsprechen.
>Es ist nicht schwer. Die Funktion bestimmt die Form und wir wollen fliegen. Du träumst. Warum solltest du dich nicht in einen Vogel verwandeln können? Tu es einfach!<
Gerr schließt die Augen, atmet tief durch und denkt an Schnellflügel (Anm.: eine Möwe, die im Buch eine große Rolle spielt). Sie denkt an Wind, an Äste hoch oben in den Kronen von ausladenden Laubbäumen, an die Träume, die sie als Kind oft gehabt hat, Träume mit Stürmen unter Flügeln, die sie weit hinauftrugen. Sie atmet ruhig aus und ein, ihr wird ein wenig schwindelig und dann fühlt sie sich, als hätte sie jemand an den Knöcheln gepackt und kopfüber ausgeschüttelt wie ein Kissen. Als sie die Augen wieder öffnet, kann sie dem Jungen im Schafspelz, der nun eine Möwe ist, in die Augen blicken, ohne nach unten zu schauen. Sie muss den Kopf seltsam verdrehen, um an sich selbst herunterblicken zu können, und sieht weißes Gefieder mit grauen Sprenkeln darin, Möwenfüße, Krallen an langen Vogelzehen. Sie ist eine Möwe geworden! Als sie einen Freudenschrei ausstoßen will, hört sich sie sich selbst kreischen.
Magst Du uns ein bisschen mehr
über Dich persönlich erzählen? Was machst Du neben dem Schreiben? Was sind
Deine Hobbys? Was treibt Dich an? Was kannst Du überhaupt nicht leiden? Womit
kann man Dir ein Lächeln ins Gesicht zaubern?
Zum Lächeln bringen mich sehr viele Dinge, bei anderen schreie ich
sogar vor Freude! Ich liebe es zum Beispiel, auf Konzerte zu gehen, vor allem
düsterer Elektro und Industrial lassen mein Herz höher schlagen, ein Leben ohne
Musik kann ich mir überhaupt nicht vorstellen! Ansonsten gehe ich sehr gern
spazieren, gucke aufs Wasser – in Hamburg gibt es davon ja Gott sei Dank genug
– und denke nach. Möwen beobachten steht auch ganz oben auf meiner Liste, da
dauert es bis zum nächsten Lächeln nie lange, schließlich sind die der Schalk
in Person.
Und da ich vom Schreiben allein (noch) nicht leben kann, verbringe ich
sehr viel Zeit in einem Hamburger Verlag, der ausschließlich auf Manga und
Comics spezialisiert ist, und spreche mit vielen, vielen Menschen über unsere
neuen Titel und guten alten Serien. Ich liebe Geschichten einfach, in Bild und Wort.
Du hast ja ein bewegtes Leben
hinter Dir. Eines scheinen wir gemeinsam zu haben - außer, dass wir beide im
Norden wohnen: mittelalterlicher Schwertkampf. Wie bist Du dazu gekommen und
lebst Du dieses Hobby auch in Form von Besuch oder Präsentation auf
Mittelaltermärkten?
Ich kann mich an keine Zeit in meinem Leben erinnern, zu der ich
Schwerter nicht geliebt hätte, zumal ich schon sehr früh Fantasy-Fan wurde und
dieser Liebe immer treu geblieben bin. Auch Kampfsport fand ich faszinierend,
mir konnte man mit einem gut abgehangenen Eastern immer schon eine Freude
machen. Dementsprechend ging es dann auch erst mal mit Karate los, wie bei ganz
vielen anderen auch.
Das historische Fechten ist ja in seiner jetzigen Form noch relativ
jung, und darauf stieß ich dann auf der Mittelalterhochzeit meines Bruders: Das
geliehene Langschwert, das er umgeschnallt hatte, ließ ich gefühlt den ganzen
Abend nicht mehr los und die Frau des Trauzeugen – die Besitzerin des Schwertes
– hat mir dann dezent den Weg zu den Gladiatores in München gewiesen, eine
wundervolle Truppe! Ich finde es gut,
dass ich mir jetzt nicht mehr nur vorstellen muss, wie ein Fechtkampf sich anfühlt,
vielleicht kann ich es auf die Weise ja auch besser beschreiben? Natürlich
liebe ich Mittelaltermärkte, habe aber nie in Richtung Schaukampf trainiert und
bin dementsprechend immer ohne Schwert und Gewandung unterwegs.
Mittlerweile bin ich übrigens rückfällig geworden und zum Goju-Ryu Karate
zurückgekehrt, werde aber auf jeden Fall auch öfter auf historischen
Fechtseminaren zu finden sein.
Hast Du ein Lebensmotto?
Oh Gott, nur eines? Da muss ich mich fürchte ich bei einem sehr
geschätzten Kollegen bedienen und Oscar Wilde zitieren: „Am Ende wird alles
gut. Wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ (ein wundervolles Zitat! - Anmerkung Sandra)
Wie bist Du zum Papierverzierer
Verlag gekommen?
Auf den Papierverzierer Verlag stieß ich, während ich noch als Buchhändlerin
in München gearbeitet habe. Ein Kunde hatte sich Phoenix – Tochter der Asche von Ann-Kathrin Karschnick zur Ansicht
bestellt, und ich habe mich sofort in dieses wundervoll gestaltete Buch verliebt.
Der Kunde nahm es dann nicht mit, ich habe es mir sofort gekauft und kurz
darauf den Verlag kontaktiert, in der Hoffnung, dass dort vielleicht jemand
sitzt, der meinem Nachtfalter eine
Chance gibt. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass das am Ende auch tatsächlich so
war!
Es wird ja
viel darüber diskutiert, inwieweit ein professionelles Lektorat nötig/sinnvoll
ist. Manche sind der Meinung, es ginge auch ohne, da ein Lektorat nur "den
Schreibstil des Autors verändern würde". Wie stehst Du zu dem Thema?
Diese Fragestellung habe ich schon von zwei Seiten aus kennengelernt:
als freiberufliche Lektorin und Autorin, deren eigenes Buch durch den
Lektoratsprozess ging. Und ich bin der Ansicht, dass jedes Werk durch die
Auseinandersetzung mit Fachleuten gewinnt. Ein Lektor, der weiß, was er tut,
versucht nicht, den Schreibstil des Autors zu verändern, sondern seine
einzigartigen Qualitäten stärker hervorzuheben. Und auch der Autor wächst ja
daran, kritisch hinterfragt zu werden, damit steigt schließlich die eigene
Professionalität. Natürlich muss dafür die Chemie zwischen Autor und Lektor
stimmen, und der Autor muss kritikfähig sein. Viele sind das leider viel
weniger, als sie denken, ich kenne das von mir selbst auch sehr gut. Umso
wichtiger ist es aber, an sich zu arbeiten!
Was kann man noch von Dir lesen
oder was wird man demnächst von Dir lesen können?
Im Moment tummeln sich in meinem Kopf einige geschuppte, sehr magiebegabte
Echsen und treiben die tollsten Dinge. Bald werden sie das hoffentlich ganz
öffentlich tun können, allein schon deshalb, weil es sonst demnächst vor lauter
Drachengebrüll in meinem Oberstübchen zu laut wird!
Autorenseite, Blog, Facebook, Amazon, Lovelybooks o.ä.
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Danke für das tolle Interview! Ich war zwar eigentlich auf der Suche nach Tipps zum Schreiben, aber da ich das Buch auch letztens in der Handlung gesehen habe und ich nix mit dem Klappentext anfangen konnte, bin ich hier hängen geblieben :)
AntwortenLöschenHallo liebe Lieke,
Löschenvielen Dank für Deinen Kommentar. Dann hoffe ich ja, ich konnte ein bisschen neugierig machen?
Liebe Grüße
Sandra