Fabienne Siegmund hat uns bereits mit ihrem Silvesterbeitrag hier auf meinem Blog verzaubert. Nun stellt sie ihren neuen Roman vor, der uns in eine märchenhafte Zirkuswelt entführt, und berichtet über das neu gegründete Phantastik-Autoren-Netzwerk PAN:
Vielen Dank, liebe Fabienne, für Deine Antworten! PAN scheint eine interessante Sache zu sein. Demnächst werde ich mehr davon berichten. Bis dahin, lasst euch doch von Fabienne in die märchenhafte Welt der Zirkusse entführen, denn genau darum geht es doch bei der "Phantastik": in andere, abenteuerliche oder romantische Welten zu entführen.
Buchtitel
Das Herz der
Nacht
Genre/Zielgruppe
Märchenhafte
Fantasy, Romance
Deine Geschichte in wenigen Sätzen
In Venedig
gehen seltsame Dinge vor: Zunächst wird es sieben Tage nicht Tag, dann
verschwindet die Nacht mit einem Male voll und ganz, und mit ihr sieben
Artisten. Eine davon ist Anisa, eine Tänzerin. Sie ist die große Liebe des
Magiers Matéo, der sich sogleich auf die Suche nach ihr macht. So kommt er
schließlich in den Zirkus Laylaluna, wo er sie wiederfindet. Aber sie erkennt
ihn nicht, und so muss Matéo versuchen, ihr Herz zurückzuerobern – und mehr
noch. Es liegt scheinbar an ihm, auch die Nacht an den Himmel zurückkehren zu
lassen.
In Deinem Buch geht es vornehmlich um Magie
und um die Liebe. Die Leseprobe fängt sehr romantisch an. Was ist denn
das Besondere an Deinem Buch? Warum sollten die Leser gerade Dein Buch kaufen?
Stimmt, mein
Buch ist wirklich romantisch – zumindest war das meine Intention, und ich freue
mich, dass es mir gelungen zu sein scheint. Was an dem Buch besonders ist - eine Frage, die für mich genauso schwer zu
beantworten ist, wie die, warum die Leser gerade mein Buch kaufen sollten.
Für mich ist
das Besondere, dass sie einem ganz simplen Satz entsprungen ist - „Sieben mal Sieben ist feiner Sand“, und
das ich darauf ein ganzes Gebilde aus Magie und Träumen setzen konnte. Wem also
der Sinn nach einem feinen Traumgespinst in einer Zirkuswelt ist, ich glaube,
dem könnte die Geschichte gefallen.
Warum ein Zirkus? Und ist er so, wie man
ihn heutzutage kennt – oder ganz anders?
Der Circo
Laylaluna ist in gewisser Weise wie jeder Zirkus, es gibt Artisten aller Art
und ihre vielfältigen Auftritte. Aber natürlich ist auch vieles nicht so, wie
es auf den ersten Blick scheint.
Warum ein
Zirkus? Mich fasziniert das Thema schon sehr lange, die Anmut der Artisten, die
das harte Training, das dahintersteht, vergessen lässt. Die Clowns, die – wenn
sie es gut machen – keineswegs platt sind, sondern denen es wirklich gelingen
kann, für eine kurze Zeit jede Traurigkeit vergessen zu machen. Tiere hingegen
finde ich im Zirkus schwierig, das ist jedoch ein anderes Thema.
Hast Du eine Lieblingsstelle?
Alles, was er wusste, war, dass er selbst mit einem Male in der Manege stand, neben ihm das Kaninchen und der Zylinder, in der Hand den kleinen Beutel mit den roten Murmeln. Unter effektreicher Geste öffnete er den Beutel und ließ die sieben kleinen Kugeln auf seine Hand kullern, um sie dem Publikum zu zeigen, ehe er eine nach der anderen in die Luft warf. Dort blieben sie zunächst reglos stehen, wie an unsichtbaren Fäden aufgehängt, dann bildeten sie ein leuchtend rotes Herz, das sich langsam um die eigene Achse drehte.Vereinzelte Ausrufe der Verwunderung waren zu hören.Matéo lächelte und blickte hinüber zum Zelteingang. Zuerst konnte er nur Mireia entdecken, dann aber sah er, dass auch Anisa ihn beobachtete. Sie stand in den Schatten des Vorhangs, aber er konnte ihre Augen im Widerschein der Manegenbeleuchtung aufblitzen sehen.Matéo richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das schwebende Herz, das nach wie vor über der Manegenmitte kreiste. Mit einer Verbeugung öffnete er den zweiten Beutel, griff hinein und zog eine weitere Murmel hervor, dieses Mal milchig weiß wie Schnee, im Licht regenbogenfarben schimmernd. Seifenblasen aus weißem Porzellan.Das Publikum klatschte erwartungsvoll. Matéo wartete kurz, dann schüttete er den gesamten Beutel aus. Zuerst blieb es in den Reihen der Zuschauer ruhig. Als aber der Strom der Murmeln nicht abriss und bei Weitem das Fassungsvolumen des Beutels überstieg, ging ein Raunen durch die Menge. Immer mehr Murmeln kullerten in die Manege, bildeten dort einen kleinen Berg, der sich immer wieder veränderte, mit jeder Murmel, die hinzukam. Hänge rutschten herab, die Spitze reckte sich in die Höhe.Dann, wie der leise Ausklang einer Harmonie, fiel die letzte Murmel aus dem Beutel und legte sich genau auf die Spitze des Berges. Der Zauberer konnte sie sehen, ohne auch nur den Kopf neigen zu müssen, so hoch türmten sich die schillernden Murmeln vor ihm. Er warf einen besorgten Blick neben sich, aber sein Zylinder mitsamt Jordí war von den kullernden Glaskugeln verschont geblieben.Matéo atmete tief durch. Dies ist mein Traum, rief er sich in Erinnerung und hob die Hände wie ein Dirigent, der seinem Orchester deutlich machen wollte, die Instrumente aufzunehmen. Leise Musik füllte das Zelt aus. Ein leichtes Zittern ging durch die Murmeln, dann verstärkte es sich zu einem grollenden Beben.Matéo ließ seine Hände nach oben schnellen und der Bewegung folgend, stiegen die Murmeln wie eine Säule in die Höhe, wo sie sich auf einen Wink seiner rechten Hand drehten. Tänzelnd bewegte sich Matéo, fort von der Manegenmitte und Jordí, hin zum Manegenring, auf den er mit einer fließenden Bewegung sprang. Die Säule folgte ihm und hielt erst an, als er es tat.Wieder bewegte er die Hände, gestikulierte durch die Luft, wie der Pantomime es sonst tat, verließ die Manegenbegrenzung mit einem Sprung und lockte die Murmeln zurück in die Mitte des Rondells, wo er ihnen mit einer Geste gebot, in der Luft innezuhalten. Reglos schwebten die Murmeln vor dem roten Glasherz.Das Publikum klatschte kurz, verstummte dann aber sogleich, um keinen Moment der Darbietung zu verpassen. Mit einem schnellen Blick überprüfte Matéo ein weiteres Mal, ob Anisa noch hinter dem Vorhang stand. Sie war noch da, genauso wie die Wahrsagerin.Matéo griff in die Murmelsäule hinein und pflückte unwillkürlich eine Murmel heraus, um sie an eine scheinbar willkürliche Stelle in der Manegenluft abzulegen. Zuerst reagierten die Zuschauer verwirrt, Matéo hörte ihr leises Rumoren, dann aber brandete tosender Applaus auf, als die Leute das Bild erkannten, das er ihnen aus einem Mosaik schwebender Murmeln gebaut hatte.Ein wunderschönes, aus hunderten, nein abertausenden von Murmeln gemaltes Einhorn stand in der Manege und bewegte langsam den eleganten Kopf mit dem langen, sich zur Spitze hin immer kleineren Murmeln verjüngendem Horn.Das Klatschen der Zuschauer wurde nochmals lauter, als das Einhorn auf Matéos Geheiß hin mehrere Runden durch die Manege galoppierte, ehe es der Zauberer mit einem einzigen Fingerschnipsen wieder zerfallen ließ. Murmel für Murmel sprang zurück in den Beutel, bis am Ende nur noch das rote Herz in der Luft schwebte. Und auch das löste der Zauberer wieder auf, so dass schließlich nur noch eine einzige, leuchtend rote Murmel übrig blieb.Er umschloss sie mit der Hand und warf sie in Anisas Richtung, doch er konnte nicht sehen, ob sie gefangen wurde oder nicht, denn in diesem Augenblick steigerte das Publikum seinen Applaus zu einem wahren Orkan, so dass er sich wieder und wieder in alle Richtungen verbeugen musste
Magst Du uns ein bisschen mehr über Dich
persönlich erzählen? Was machst Du neben dem Schreiben, Deine Hobbys, warum Du
schreibst …?
Wenn ich
nicht gerade Schreibe oder mich auf andere Weise mit Geschichten beschäftige
(Ich lese unwahrscheinlich gerne und liebe Hörbücher), gehe ich gerne ins Kino
oder Theater, bin leidenschaftliche Eishockeyzuschauerin, besuche so oft es
geht die Konzerte meiner Lieblingsbands (z.B. Poets of the Fall), treffe mich
mit Freunden, leite eine Schreibgruppe, versuche mich an Scherenschnitten,
Aquarellmalerei und anderen Basteleien…
Hauptberuflich
arbeite ich als Bürokauffrau.
Wenn ich mir Deine anderen
Veröffentlichungen ansehe, hast Du einen Hang zu Märchen und anderen
fantastischen Wesen. Wie kommt das?
Ich bin mit
Märchen aufgewachsen und konnte mich nie so ganz von ihrer teils düsteren
Stimmung losreißen. Die Mutter, die ihren eigenen Töchtern Ferse und Zehen
abschneidet, nur dass sie den Prinzen kriegen. Die Fee, die einen Fluch über
eine Prinzessin und eine Spindel spricht. Die Mutter, die ihre Kinder im Wald
aussetzt. Die Hexe, die sie verspeisen will - und die untrennbare Hoffnung,
dass es ein gutes Ende nimmt. Aber auch die Kehrseite der Märchen, wenn diese
eben kein gutes Ende nehmen. Nehmen wir den Zinnsoldaten und seine
Papiertänzerin, die verbrennen bzw. schmelzen. Und man kann aus Märchen so viel
lernen.
In meinem allerersten
Buch habe ich G.K. Chesterton zitiert – ich finde, das passt heute noch:
Märchen
erzählen Kindern nicht, dass es Drachen gibt. Das wissen Kinder schon. Sie
erklären ihnen, wie man Drachen besiegen kann.
Könntest Du Dir auch vorstellen, in einem
anderen Genre zu schreiben?
Auf jeden
Fall, und hin und wieder reise ich auch schon mal ein bisschen in andere Genres
als die reine Märchen- bzw. Romantik-Fantasy. Ich bleibe der Phantastik zwar
treu, aber es gibt auch einige Grusel-Kurzgeschichten oder Kinderkrimis mit
einem Kaninchenkommissar von mir. Oder der Karussellkönig. Der hat in gewisser
Weise sogar Horror-Elemente.
Du bist ja so wie ich Verlagsautorin. War
es für Dich von Anfang an klar, über einen Verlag zu veröffentlichen oder wäre Selbstverlegen
auch ein Weg für Dich?
Ja, doch.
Ich habe meine Ausbildung bei einem Verlag gemacht, und irgendwie bin ich da in
das Thema reingewachsen, dass ich es mir gar nicht anders vorstellen konnte,
als mich an einen Verlag zu wenden. Zu der Zeit hatte das Self-Publishing aber
noch einen sehr negativen Charakter, dies hat sich ja glücklicherweise geändert
und ich kenne viele großartige Bücher, die ich wohl nie hätte lesen können,
wäre der Autor nicht den Schritt des Selbstverlegens gegangen.
Vorstellen
könnte ich mir inzwischen also durchaus, auch unter die Selbstverleger zu
gehen, allerdings glaube ich nicht, dass es für mich sonderlich praktikabel
wäre – dazu kenne ich mich nicht ausreichend im Marketing aus.
Was kann man noch von Dir lesen oder was
wird man demnächst von Dir lesen können?
Gerade
frisch erschienen ist „Der Karussellkönig“ im Verlag Torsten Low, eine düstere
Geschichte mit mehr als 60 Illustrationen von Tatjana Kirsten.
Und im
Februar erscheint bei Bookshouse mit „Winterträne“ der zweite Teil meiner New
York Seasons Dialogie.
Darüber
hinaus arbeite ich gerade an Projekten, die für das zweite Halbjahr geplant
sind.
Ich habe gelesen, dass du bei der
Gründung des Vereins PAN, dem Phantastik-Autoren-Netzwerk, dabei warst. Was
muss ich mir unter diesem „Verein“ vorstellen? Was seid ihr?
Wie der Name
schon sagt ist das Phantastik-Autoren-Netzwerk: ein Zusammenschluss von
Autorinnen und Autoren, die phantastische Romane veröffentlicht haben.
Das ist aber nur die Kurzversion, denn ansonsten könnten wir uns auch einfach
einmal die Woche zum Kaffee treffen. Wir möchten dem Wandel im Buchmarkt
gemeinsam begegnen, mit einer Stimme. Wir möchten den Wert, den die
literarische Phantastik hat, bewahren und ihr Ansehen steigern. Durch
Veranstaltungen, Informationen, Netzwerken oder der Förderung von
Nachwuchsautoren.
Dabei kann
jeder ordentliches Mitglied werden, der in deutscher Sprache bei einem Verlag
ein phantastisches Werk veröffentlicht hat und volljährig ist. Noch schließen
wir Self-Publisher und Eigenverlage aus, aber wir befinden uns auch noch sozusagen
in den Kinderschuhen. Nichts ist in Stein gemeißelt. Außerdem kann jeder Fördermitglied
werden, der möchte.
Den Mitgliedsbetrag von 60 Euro finde
ich schon ziemlich viel – gerade für einen so jungen Verein. Ich kann mir
vorstellen, dass junge Autoren davor zurückschrecken werden. Ich denke da z.B.
an Studenten oder auch Autoren, die noch nicht von ihrer Schreiberei leben
können, was wohl ein Großteil ist. War das so gewollt, um eine gewisse
Exklusivität zu erhalten, oder wird es noch Ermäßigungen für weniger Betuchte
geben?
Exklusivität
- auf keinen Fall! Das zeigt schon der Fakt, dass jede Person, die sich für
unsere Arbeit interessiert, Fördermitglied bei PAN werden kann. Wir sind nur
insofern exklusiv, als dass es bei uns um Phantastik und Literatur geht.
Wir haben
über den Mitgliedsbeitrag lange diskutiert und haben auch die Mitgliedsbeiträge
anderer Vereine zum Vergleich herangezogen. Wir finden, dass 5 Euro im Monat
angemessen sind, auch für Studenten. Da wir ein gemeinnütziger Verein sind,
hegen und pflegen wir PAN alle in unserer Freizeit, und das unentgeltlich. Der
Mitgliedsbeitrag von 60 Euro ist nötig, um unsere Ziele zu verfolgen.
Was bietet ihr euren Mitgliedern bzw.
welchen Nutzen hat eine Mitgliedschaft bei PAN? Werden diese Angebote auch
kostenpflichtig sein?
Der Verein
ist noch so jung, dass wir uns Schritt für Schritt vortasten. Zuerst einmal
organisieren wir am 21. und 22. April 2016 im Odysseum in Köln ein
Branchentreffen. Der Titel: „Die deutschsprachige Phantastik: Kulturgut – oder
doch nur gut?“ Autoren, Branchenexperten und Verlagsvertreter halten hier
Vorträge und stehen zum regen Austausch bereit. Die Teilnehmer können
netzwerken, diskutieren und einfach eine gute Zeit haben. Anmelden kann man
sich über unsere Seite www.phantastik-autoren.net.
Dort stehen auch die Preise für die Teilnahme, denn allein von den
Mitgliedsbeiträgen im ersten Jahr wäre das nicht zu stemmen. Wir hoffen natürlich,
je etablierter wir werden, umso mehr Sponsoren zu finden, damit sich das
ändert. Aber wie gesagt: Wir stecken noch in den Kinderschuhen. Ansonsten
stehen wir Mitgliedern immer mit Rat und Tat zur Seite!
Autorenseite, Blog, Facebook, Amazon, Lovelybooks o.ä.
Vielen Dank, liebe Fabienne, für Deine Antworten! PAN scheint eine interessante Sache zu sein. Demnächst werde ich mehr davon berichten. Bis dahin, lasst euch doch von Fabienne in die märchenhafte Welt der Zirkusse entführen, denn genau darum geht es doch bei der "Phantastik": in andere, abenteuerliche oder romantische Welten zu entführen.
Das ist ein so wahnsinnig, wahnsinnig schönes Cover. Immer, wenn es mir über den Weg läuft, muss ich lächeln. Auch das Interview war spannend zu lesen. PAN habe ich schon länger im Visier, aber aktuell bin ich in zu vielen Vereinen. Da muss ich noch länger in mich gehen. Viele Grüße, Liane
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