Vor Jahren brachte mir ein guter Freund "Elfenmond" von Guido Krain mit, was mir sehr gut gefallen hat. Entsprechend groß war meine Freude, Guido als Verlagskollegen des bookshouse Verlages zu bekommen und ihn dann auch noch auf der Nordcon in Hamburg persönlich kennen gelernt zu haben. Natürlich hab ich ihn gleich zum Interview gebeten. Wir plauderten nicht nur über seinen neuen Steampunk-Roman, sondern auch über Qualität auf dem Buchmarkt und Wegwerfobjekten ...
Buchtitel
Buchtitel
Die Schwarze Victoria
Genre/Zielgruppe
Steampunk/Steamfantasy/Abenteuer
Was ist das Besondere an Deinem
Buch? Warum sollten die Leser gerade Dein Buch kaufen?
Weil ich sonst zu ihnen nach Hause komme und ihre Jules Verne-Sammlung
zerreisse ;o)
Nein, das mache ich natürlich nur, wenn ich sehr schlecht gelaunt bin.
Der eigentliche Grund ist natürlich, dass der Roman – meiner
zugegebenerweise nicht ganz unvoreingenommenen Meinung nach – ein ganz
besonderes Kopfkinoerlebnis bietet. Ein etwas naiver Club außergewöhnlicher
Persönlichkeiten stürzt sich mit Tee und Plätzchen im Gepäck in ein – wie es
zunächst scheint – harmloses Abenteuer. Außerdem geht es um geheimnisvolle
Visionen eines kleinen Jungen, Schicksal, Verschwörungen, Intrigen und die
Erforschung einer unbekannten Welt.
Hast Du eine Lieblingsstelle in
Deinem Buch? (gerne ein schönes Zitat oder so)
Eine Lieblingsstelle in dem Sinne habe ich nicht. Aber vielleicht etwas
verwirrendes?
»Ich würde ja in meinem Überschwang die Etikette vergessen und Ihnen um den Hals fallen.« Lady Catherine schmunzelte spöttisch. »Einem Helden steht ein solcher Empfang sicherlich zu, aber wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich damit gern warten, bis Sie sich gereinigt und Ihr Gepäck abgelegt haben.« Bei den letzten Worten warf sie stirnrunzelnd einen Blick auf Calder Quinn, der Sir Arthur erst auf den Rücken gebunden und dann geklebt worden war.
Magst Du uns ein bisschen mehr über Dich erzählen?
Das nenne ich mal eine offene Frage ;o)
Ich selbst bin jemand, der lieber gar nicht so viel von den Autoren,
deren Bücher er mag, wissen möchte. Das ist zuweilen sehr enttäuschend.
Dementsprechend fällt es mir schwer einzuschätzen, was meine Leser
interessieren könnte.
Seit ich lesen kann, verschlinge ich phantastische Literatur. Außerdem
bin ich begeisterter Rollenspieler – mein erster Roman nahm seinen Anfang in
einem Rollenspiel. Dass ich mit dem Schreiben von Romanen mal den Großteil
meiner Zeit zubringen würde, ahnte ich da noch nicht. Seit ich mein eigenes
Geld verdiene, habe ich das aber mit meiner Tastatur gemacht.
Nach dem Studium startete ich mit einer journalistischen Ausbildung ins
Berufsleben und habe dann für Zeitschriften, Zeitungen, Matern- und
Onlinedienste gearbeitet. Dann entdeckte ich im Fachbuchbereich, wie viel
spannender es ist, ganze Bücher zu schreiben. Schließlich wechselte ich in die
Belletristik und fühle mich hier sehr wohl.
Du bist ja ein "alter
Hase" im Buchgeschäft. Bevor ich Dich persönlich kennengelernt habe, habe
ich Deinen Roman "Elfenmond" gelesen, der bereits 2000 erschienen ist.
Wie schafft man es, sich so lange im hart umkämpften Buchmarkt zu halten?
Ich glaube da gibt es nicht
wirklich ein Geheimrezept. Man muss das Glück haben, sein Publikum zu finden
und von Verlagen eine Chance zu bekommen. Und man muss streng mit sich sein.
Jeden Tag schreiben und – vor allem – die Qualität halten oder verbessern. Dazu
gehört auch, sich selbst treu zu bleiben bzw. die eigenen Grenzen zu kennen und
anzuerkennen. Ich kenne z.B. Autoren, die einen Roman innerhalb einer Woche
fertig schreiben können und damit Erfolg haben. Das wäre mir nicht möglich.
Genauso kann ich keinen Liebes-, Frauen oder Dark Romance-Roman schreiben. Ich
würde nicht nur miese Qualität abgeben, sondern auch die Lust am Schreiben
verlieren.
Wie sehr haben sich die Zeiten
geändert, jetzt, wo es jedem Schreiberling so leicht gemacht wird, ein Buch zu
veröffentlichen?
Sehr. Bücher von Profis gehen jetzt in einer Flut von Texten unter.
Dabei ist für den Leser nur noch mit Mühe zu erkennen, ob er einen Roman oder
eine Kurzgeschichte vor sich hat, ob der Text lektoriert wurde oder ob er
überhaupt ein lesbares Niveau erreicht. Die vielen Kostenlosaktionen tun ein
Übriges, um Bücher immer mehr zu einem billigen Wegwerfobjekt zu machen, für
das immer weniger Menschen Geld ausgeben wollen.
Damit will ich natürlich nicht sagen, dass Veröffentlichungen von Selfpublischern
grundsätzlich schlechtere Qualität als Verlagsprodukte haben müssen. Ich habe
da ein paar sehr beeindruckende Gegenbeispiele entdeckt – aber leider sind die
eher die Ausnahme.
Der Markt ist nunmal zum Tummelplatz von Amateuren geworden – und damit
meine ich nicht nur Autoren, sondern auch Lektoren und Rezensenten. Das macht
den Markt zwar sehr bunt, aber auch sehr chaotisch und billig. Vom Schreiben zu
leben wird dadurch immer schwerer.
Deine Buchthemen sind ja breit
gefächert. Von Fantasy über Steampunk, Science Fiction und Erotik bis hin zu
Krimis schreibst Du alles. Liest Du privat auch aus allen Genres und Sparten?
Hast Du dennoch ein Lieblingsgenre?
Privat lese ich vor allem Science Fiction, Steampunk, Cyberpunk und
Fantasy-Romane. Das sind eigentlich auch die Sparten, in denen ich am liebsten
schreibe. Ein paar Ausnahmen gibt es natürlich immer.
Ich nehme mal an, Du bekommst auch ganz konkrete Aufträge/Anfragen von Verlagen/Agenturen. Übernimmst Du dann auch Aufträge zu Genre, die Dir eigentlich nicht liegen? Wie schaffst Du es, das dennoch zu schreiben?
Ich übernehme grundsätzlich keine
Aufträge für Romane, denen ich nichts abgewinnen kann. Ich glaube, wenn man die
eigene Geschichte nicht spannend findet, wird das auch sonst niemand tun. Ich
würde also zumindest in meinen Augen schlechte Arbeit abliefern und das sollte
man als Autor niemals tun.
Wenn ich in Genres schreibe, die
mich nicht rasend reizen, sorge ich dafür, dass mich andere Teile des Romans faszinieren.
Also zum Beispiel der Plot oder die Charaktere.
Du gibst viele Lesungen und
fährst auf (Groß-) Veranstaltungen in ganz Deutschland. Warum machst Du das?
Was genau „bringt“ es Dir? Viele Autoren sind ja der Meinung, Lesungen werden
überbewertet, da oftmals schlecht besucht, ergo sehen sie kein Interesse
seitens der Leser. Siehst Du das auch so?
Das Gros der Lesungen bringt
sicher realtiv wenig. Einige sind jedoch unglaublich wertvoll für mich gewesen
– sowohl was Verkäufe anging als auch persönliches Feedback. Ich habe
regelrechte Fans kennengelernt und mitbekommen, wieviel einige meiner Figuren
anderen Menschen bedeuten. Das ist sehr motivierend.
Ich bin ja selbst eher der Typ,
der am liebsten nur schreiben würde und die Vermarktungen anderen überlassen
möchte. Nur leider funktioniert das heutzutage nicht mehr. Wer es wirklich
ernst mit dem Schreiben meint, muss den Lesern zumindest die Gelegenheit für
einen persönlichen Kontakt geben.
Wie wird es mit Dir
schriftstellerisch weitergehen?
Der dritte Teil der O.R.I.O.N. Space Opera „Das Herz des Krieger“ ist
gerade im Lektorat und wird noch im Oktober diesen Jahres erscheinen. Außerdem
habe ich gerade meinen ersten Krimi „Die Zahnfee“ beim Oldigor-Verlag
abgegeben. Und im Augenblick schreibe ich „Der Todesfürst“ für den Rouven-Finn
Verlag. Ein kleiner Ausflug ins Gruselgenre ;o)
Zum Abschluss ein paar Quickies:
Cola oder Bier? Beides ;o)
Schokolade oder Gummibärchen? Beides
Zelten oder 5-Sterne-Hotel? 5-Sterne-Hotel
Hund oder Katze? Beides
Wolverine oder Dracula? Beides. Bin wohl nicht gut darin, mich zu entscheiden ;o)
Autorenseite, Blog, Facebook, Amazon,
Lovelybooks usw.
Vielen Dank, lieber Guido Krain, für Deine Zeit und die tollen Antworten. Die Textstelle ist in der Tat verwirrend, hat mich aber auch neugierig gemacht. Deshalb habe ich mir bei Guido direkt ein signiertes Exemplar der Schwarzen Victoria bestellt. Auf amazon findet ihr übrigens auch eine Leseprobe. Also, schnell reinlesen!
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