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Autorinnen und Familie Teil 7

Unter den Autoren gibt es viele Frauen, die gleichzeitig Mutter, Ehefrau und oftmals noch berufstätig sind. Wie sie es trotzdem schaffen, Bücher zu schreiben, zu veröffentlichen und zu vermarkten, der Frage bin ich nachgegangen in meiner großen Umfragereihe "Autorinnen und Familie - geht das?" Heute dabei: Esther Barvar, Fantasyautorin und Mutter von vier Kindern, und Natascha Kribbeler, die nicht nur mit Vorwürfen ihres Umfeldes zu kämpfen hatte, sondern auch mit einem schlechten Gewissen.


Esther, wie viele Kinder hast Du?
4! Drei Mädchen und einen Jungen.
Stimmt! Damit zählen wir tatsächlich schon zu den Großfamilien ;)

Wie alt sind sie?
19, 17, 15, 13 Jaja, ich weiß, immer im 2-Jahresabstand ;)

Hast Du noch einen Brotjob neben Familie und Autorinnendasein? Wenn ja: Voll- oder Teilzeit?
Ich gehöre leider nicht (noch nicht?) zu den 4 % Autoren, die vom Schreiben leben können. Daher habe ich auch einen Brotjob. Dem gehe ich in Teilzeit nach.

Schreibt Dein Partner auch oder hat ähnlich kreative und zeitfressende Hobbies?
Mein Partner hat geschickte Hände.
Er baut eigentlich ständig irgendwo irgendetwas. Tut er das nicht, dann schreibt er Texte und Musik für Lieder in seiner Heimatsprache.

Wie schwer ist es, das Schreiben in Deinen Familien-Alltag zu integrieren?
Gar nicht schwierig. Ich habe den Laptop immer in Reichweite. Sollte aber mein Mann oder ein Kind etwas benötigen oder Mama-Taxi brauchen, ist schnell gespeichert und der Lappi zu.

Wie viel Zeit hast Du an einem normalen Tag zum Schreiben?
Nach Job, Hausarbeit, Kochen etc, komme ich am ehesten am Abend dazu. Und dann kann es schon mal spät werden :D Aber ich habe keine festen Zeiten.

Bleiben manchmal Dinge auf der Strecke, damit Du schreiben kannst? (Freunde, Haushalt, Einkaufen, Familienausflüge, etc.)
Nein, es ist immer noch ein Hobby, das ich zwar liebe, aber auch andere Freizeitaktivitäten haben ihre Zeiten. Und da bin ich doch sehr altmodisch. Erst die Arbeit …. ;)
Aber auf Familienausflüge nehme ich den Laptop mit. Ich habe da meist unverschämtes Glück. Meist sind wir mit der Familie meines Mannes unterwegs. Da ich leider nicht zu den Sprachbegabten zähle, kann ich die Sprache auch nach 20 Jahren noch nicht gut genug, um mich an den Gesprächen beteiligen zu können. Da darf ich dann immer schreiben. So haben die anderen mir gegenüber auch keine Gewissensbisse ;)

Wie findet es Dein Partner, dass/wenn Du schreibst? Ist er eher genervt davon oder hat er Verständnis und unterstützt Dich?
Manchmal ist er schon genervt, wenn ich irgendwo mit dem Lappi rumsitze. Aber im Großen und Ganzen lasse ich ihm seine Hobbies und er mir meine.

Meiner Erfahrung nach ist es in der heutigen Gesellschaft immer noch so, dass die Leute die Mütter bei ihren Kindern sehen und Mütter, die häufig ihren eigenen Interessen nachgehen, eher mit Naserümpfen betrachtet werden. Wie reagiert Dein Umfeld darauf, dass Du keine Fulltime-Mutti bist, die sich ausschließlich den Kindern widmet? Musst Du Dich da manchmal rechtfertigen?
Es war mir eigentlich schon immer egal, was andere über mich gedacht haben. Bisher hat sich bei mir noch keiner drüber mokiert ;)  Ich habe trotz Kinder immer gearbeitet. Zu Beginn Vollzeit, weil mein Mann sich auch noch in der Ausbildung befand und von irgendetwas wollte man ja leben. Später, nach der Geburt des vierten Kindes habe ich für ein halbes Jahr ausgesetzt. In dieser Zeit habe ich dann die Finanzierung unseres Hauses und so auf die Beine gestellt... Äh ... und seither arbeite ich in Teilzeit.
Das einzige, was echt schwierig war, war die Kinderbetreuung zu bekommen. Weil die Ämter da mehr Vorurteile haben, als die Menschen auf der Straße finde ich. Man sah dort nicht ein, dass ich arbeite, wo ich doch einen Mann hätte, der arbeiten gehen könnte. Ich musste sie  darüber aufklären, dass man in der Ausbildung vielleicht nicht so viel verdient, dass man davon eine Familie wirklich ernähren kann. Danach gab es dann auch tatsächlich einen Betreuungsplatz.
Da die Kinder inzwischen immer selbstständiger werden und ich nicht irgendwann  ganz allein und ohne etwas sitzen möchte, muss man sich doch ein schönes Hobby suchen und ich glaube, das habe ich gefunden. Was man damals und heute hinter meinem Rücken über mich sagte/ sagt, ist mir egal.

Die Frage nach der Wichtigkeit stellt sich nicht, wie ich finde. Würdest Du das Schreiben zu Gunsten der Familie aufgeben oder hast Du vielleicht sogar schon eine längere Pause gemacht, um Dich mehr der Familie widmen zu können?
Ganz aufgeben würde ich es wahrscheinlich nicht, aber einschränken durchaus. Das käme auf den Fall an.

Was möchtest Du den Partner/innen von Autorinnen gern sagen/mit auf den Weg geben?
Einfach Verständnis dafür haben, dass man es gerne tut. Es ist nun mal ein  zeitintensives Hobby.

Seit wann schreibst Du und wie viel hast Du schon veröffentlicht?
Ich weiß sogar noch das genaue Datum ;)
Seit dem 22.12.2011 schreibe ich jetzt.
Bisher ist der erste Band der Trilogie erschienen und am 1.8. erscheint der zweite Band. Der Dritte Band geht jetzt ins Lektorat.

Links zu Dir:
https://www.facebook.com/pages/Das-Juwel-von-Ized/556729684393977


Weiter geht es mit Natascha Kribbeler, die alles straff durchorganisieren muss - und trotzdem bleibt etwas auf der Strecke, wie sie selbst sagt:


Natascha, wie viele Kinder hast Du? 
Ich habe einen Sohn.

Wie alt sind sie?
Er ist 12 Jahre alt.

Hast Du noch einen Brotjob neben Familie und Autorinnendasein? Wenn ja: Voll- oder Teilzeit? 
Ja, ich habe noch einen Teilzeitjob.

Schreibt Dein Partner auch oder hat ähnlich kreative und zeitfressende Hobbies?
Nein, mein Mann schreibt nicht.

Wie schwer ist es, das Schreiben in Deinen Familien-Alltag zu integrieren? 
Anfangs war es sehr schwer. Mein Sohn nörgelte schon immer: „Mama sitzt schon wieder am Computer!“ Ich habe mir dann angewöhnt, vormittags zu schreiben, wenn er in der Schule ist.

Wie viel Zeit hast Du an einem normalen Tag zum Schreiben? 
Ob ich die Zeit habe, ist die andere Frage, aber durchschnittlich nehme ich mir täglich ca. 3 Stunden zum Schreiben; es können auch mal 4 werden, wenn es besonders gut läuft, nur 1 bis 2, wenn was dazwischenkommt, oder auch mal gar nicht, wenn der ganze Zeitplan unvermittelt über den Haufen geworfen wird.

Bleiben manchmal Dinge auf der Strecke, damit Du schreiben kannst? (Freunde, Haushalt, Einkaufen, Familienausflüge, etc.) 
Ooooh ja. Es bleibt enorm viel auf der Strecke. Der Haushalt bleibt schon mal liegen, die Bügelwäsche stapelt sich und im Supermarkt gibt es nur noch Reste. So manches Grillfest musste schon ohne mich stattfinden. Wenn ich das Schreiben dann beende (beenden MUSS!), muss ich den Turbo einlegen, um noch Haushalt, Kochen und Hausaufgaben mit meinem Sohn zu schaffen, bevor ich zur Arbeit muss. Da bleibt keine Minute Zeit mehr übrig, alles ist straff durchorganisiert.

Wie findet Dein Partner es, dass/wenn Du schreibst? Ist er eher genervt davon oder hat er Verständnis und unterstützt Dich? 
Anfangs hat er es wohl gar nicht richtig für voll genommen. Ein Hobby/Spinnerei oder sowas. Als er aber merkte, dass es mir ernst damit ist, begann er sich dafür zu interessieren und wollte lesen, was ich schreibe. Seit ich einen Verlag gefunden habe, ist er sehr stolz auf mich, was mich natürlich sehr freut.

Meiner Erfahrung nach ist es in der heutigen Gesellschaft immer noch so, dass die Leute die Mütter bei ihren Kindern sehen und Mütter, die häufig ihren eigenen Interessen nachgehen, eher mit Naserümpfen betrachtet werden. Wie reagiert Dein Umfeld darauf, dass Du keine Fulltime-Mutti bist, die sich ausschließlich den Kindern widmet? Musst Du Dich da manchmal rechtfertigen? 
Ja, ich musste mich besonders in der Anfangszeit sehr oft und viel rechtfertigen. Da kamen dann Fragen wie ob ich mich überhaupt noch ausreichend um den Kleinen kümmere, ob er schon was zum Essen bekommen hat oder ob ich nicht meine, der Haushalt wäre wichtiger. Dabei bin ich stets rotiert, um alles zu schaffen, und mein Sohn kam stets an erster Stelle. Ich schrieb erst, wenn er vollkommen versorgt oder unterwegs war. Aber es kommt schon vor, dass der Staubsauger unbenutzt dasteht und ich lieber schreibe. Anfangs kamen dann Vorwürfe oder unverständiges Kopfschütteln. Seltsamerweise hörte das in dem Moment auf, an dem ich den Verlagsvertrag bekam.

Die Frage nach der Wichtigkeit stellt sich nicht, wie ich finde. Würdest Du das Schreiben zu Gunsten der Familie aufgeben oder hast Du vielleicht sogar schon eine längere Pause gemacht, um Dich mehr der Familie widmen zu können? 
Gerade in der Anfangszeit schrieb ich immer mit schlechtem Gewissen. Tut eine Mutter und Hausfrau so etwas? Da gab es das Mittagessen dann mal später als üblich und ich hatte ein schlechtes Gewissen. Damals gab es Phasen, wo ich monatelang nicht mehr schrieb, weil es „sich doch nicht gehören kann“. Aber inzwischen sind diese Zeiten vorbei. Das Schreiben gehört zu mir wie meine Haut, ich kann ohne nicht mehr leben, und mittlerweile haben das auch alle akzeptiert und finden es gut. Aber der Weg dahin war schwer.

Was möchtest Du den Partner/innen von Autorinnen gern sagen/mit auf den Weg geben? 
Wir können nichts dafür! Die vielen Worte in uns müssen einfach heraus. Aber wir vergessen niemals eure Geduld mit uns! Danke danke danke!

Seit wann schreibst Du und wie viel hast Du schon veröffentlicht? 
Bücher schreibe ich noch gar nicht so lange. Bei mir fing es mit ausführlichen Briefen und Erzählungen für Brieffreunde an. Das erste Buch begann ich vor ungefähr drei Jahren und bastelte lange daran herum, überarbeitete es wieder und wieder, bis ich mir vor einem guten Jahr sagte: „Umändern kann ich es noch 1000 x, aber dann wird es nie fertig.“ So schickte ich es an einige Großverlage und bekam sehr rasch positiven Bescheid von Forever by Ullstein. Mein erstes Buch „Der kalte Kuss der Wölfe“ erschien im Oktober 2014, der Nachfolger „Der geheime Ruf des Raben“ im April 2015, und der 3. Teil steht bereits in den Startlöchern.

https://www.facebook.com/pages/Natascha-Kribbeler/1464820513798038?ref=bookmarks

Vielen Dank euch beiden für eure tollen und aufschlussreichen Antworten. Noch mehr Erfahrungen könnt ihr hier nachlesen: Autorentipps oder im nächsten Teil.

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