Wie ihr ja vielleicht wisst, habe ich neben der Schreiberei noch eine Familie, einen Brotjob und meine historische Schneiderei. Das erfordert ein hohes Maß an Disziplin, aber auch Organisation und doch habe ich immer das Gefühl, nicht jedem Bereich gerecht werden zu können. Ob es anderen Autorinnen ebenso geht und wie sie das Schreiben in ihren stressigen Familienalltag integrieren, möchte ich euch anhand von zwölf Interviews mit Kolleginnen berichten, in der großen Interview-Reihe:
Als erstes erzählt uns Sarah Saxx, Mama und Vollzeit-Autorin, von ihrem kräfteraubenden Alltag und dass sie immer das Gefühl hat, sich rechtfertigen zu müssen.
Wie viel Zeit hast Du an einem normalen Tag zum Schreiben?
Autorinnendasein und
Familie. Geht das?
Als erstes erzählt uns Sarah Saxx, Mama und Vollzeit-Autorin, von ihrem kräfteraubenden Alltag und dass sie immer das Gefühl hat, sich rechtfertigen zu müssen.
Wie viele Kinder hast
Du?
Zwei wunderbare Mädchen.
Wie alt sind sie?
3 und 5 Jahre
Hast Du noch einen
Brotjob neben Familie und Autorinnendasein? Wenn ja: Voll- oder Teilzeit?
Ich bin Hauptberuflich Autorin, hab aber noch nebenbei eine
Werbeagentur, in der ich Coverdesign und Buchsatz für Taschenbuch und E-Book
anbiete.
Schreibt Dein Partner/in
auch oder hat ähnlich kreative und zeitfressende Hobbies?
Nein. Mein Mann arbeitet in einem Büro und hat relativ feste
Arbeitszeiten, was es mir erleichtert, Zeit fürs Schreiben freizuschaufeln.
Wie schwer ist es,
das Schreiben in Deinen Familien-Alltag zu integrieren?
Es ist jeden Tag aufs Neue eine Herausforderung. Man kann
planen, so viel man möchte, aber mit kleinen Kindern kann immer etwas
Unvorhergesehenes dazwischenkommen. Da kann es schon mal passieren, dass es trotz guter Planung mit den Abgabeterminen eng wird.
Meine jüngere Tochter beginnt erst im Herbst mit dem
Kindergarten und bis dahin wird es noch eine anstrengende Zeit bleiben, da ich
mir wirklich jede Stunde mehr oder weniger erkämpfen muss. Manchmal stehe ich
schon frühmorgens um halb 5 auf oder ich sitze bis Mitternacht und länger. Wenn
dann aber in der Nacht die Kinder auf sind, ist der folgende Tag besonders
kräfteraubend. ;)
Es ist also kein „Klacks“, neben der Familie zu arbeiten –
denn als solches sehe ich inzwischen mein Autorendasein. Aber solange es mir so
viel Spaß macht, werde ich es auch nicht aufgeben. Mit jedem anderen Job wäre
es nichts anderes, im Gegenteil. Ich hätte dann vermutlich nicht die
Möglichkeit, alles von zuhause aus zu erledigen.
Wie viel Zeit hast Du an einem normalen Tag zum Schreiben?
Zwischen einer und sechs Stunden. Wobei das die gesamte Zeit
umfasst, die ich an meinen Büchern und meiner Selbständigkeit arbeite –
Wochenenden eingeschlossen. Hier erledige ich aber auch alles, was mit
Marketing, Buchhaltung oder mit der Werbeagentur zu tun hat.
Bleiben manchmal
Dinge auf der Strecke, damit Du schreiben kannst? (Freunde, Haushalt, Einkaufen,
Familienausflüge, etc.)
Zeit für mich selbst hab ich wenig. Ich sehe also kaum noch
fern, gehe nicht mehr shoppen, sondern erledige das meist von zuhause aus über
den Computer. Den Haushalt hab ich weitestgehend automatisiert (Staubsauger-Roboter,
Wischroboter, Wäschetrockner, um nicht mehr bügeln zu müssen, usw.). Außerdem
hilft mein Mann viel mit, sonst würden wir im Chaos versinken. ;)
An den Wochenenden arbeite ich wenn dann auch nur
frühmorgens, wenn alles schläft, mittags, wenn alle faul vor dem Fernseher
rasten und abends, sollte mein Mann mal ausgehen oder schon früher zu Bett
gehen. Tagsüber bleibt also genug Zeit für uns als Familie.
Wie findet es Dein Partner, dass/wenn Du schreibst? Ist er eher genervt davon oder hat er
Verständnis und unterstützt Dich?
Da mein Mann unter Tags arbeitet, ich aber viel abends und
nachts erledige, ist es natürlich schwierig für ihn, immer Verständnis zu
zeigen. Aber er unterstützt mich, soweit es geht und ist auch stolz auf mich
und meine Arbeit. Außerdem wissen wir beide, dass sich an meinen Arbeitszeiten
einiges ändern wird, sobald beide Kinder im Kindergarten sind und ich die
Vormittage zum Arbeiten nutzen kann.
Meiner Erfahrung nach
ist es in der heutigen Gesellschaft immer noch so, dass die Leute die Mütter
bei ihren Kindern sehen und Mütter, die häufig ihren eigenen Interessen
nachgehen, eher mit Naserümpfen betrachtet werden. Wie reagiert Dein Umfeld
darauf, dass Du keine Fulltime-Mutti bist, die sich ausschließlich den Kindern
widmet? Musst Du Dich da manchmal rechtfertigen?
Bisher hat mich noch niemand darauf angesprochen, bzw. waren
die Reaktionen über meine Arbeit neben Kindern, Familie und Haushalt eher
positiv. Trotzdem hab ich ständig das Bedürfnis, mich und meine Arbeit zu
rechtfertigen, was mich ärgert. Meine Kinder waren beide bis sie 3 Jahre waren
zuhause bei mir und ich hab meine Arbeitszeiten immerhin sehr kinderfreundlich
gestaltet. Aber du siehst, ich rechtfertige mich schon wieder ... ;)
Sarah Saxx, Vollzeitautorin und Mama Foto: Fotografie Monika Aigner |
Die Frage nach der
Wichtigkeit stellt sich nicht, wie ich finde. Würdest Du das Schreiben zu
Gunsten der Familie aufgeben oder hast Du vielleicht sogar schon eine längere
Pause gemacht, um Dich mehr der Familie widmen zu können?
Ich sehe das Schreiben wie gesagt als meine Arbeit an. Es
ist mein Beitrag zum Familienbudget und wenn ich das Schreiben aufgeben würde,
müsste ich wieder in ein Büro gehen, um dort Geld zu verdienen. Da wir auf dem
Land leben, würde durch die langen Fahrzeiten bis zur Stadt noch viel mehr Zeit
draufgehen. Deshalb sehe ich es für mich als die beste Lösung an und würde ich
mich gegen das Schreiben entscheiden, entscheide ich mich auch ein kleines
bisschen gegen die Familie.
Was möchtest Du den
Partner/innen von Autorinnen gern sagen/mit auf den Weg geben?
Seid geduldig und lasst eurer/n Liebsten den Traum
verfolgen. Schreiben ist das Atmen der Seele, wie meine liebe (ebenfalls
verheiratete) Kollegin Annika Bühnemann so treffend sagte. Manchen Menschen ist
es wichtig, ihre Persönlichkeit so zum Ausdruck zu bringen, also versperrt
ihnen diesen Weg nicht.
Natürlich muss auch Zeit für Zweisamkeit eingeräumt werden, aber man findet immer einen Kompromiss. Ich weiß, wovon ich spreche. :)
Natürlich muss auch Zeit für Zweisamkeit eingeräumt werden, aber man findet immer einen Kompromiss. Ich weiß, wovon ich spreche. :)
Seit wann schreibst
Du und wie viel hast Du schon veröffentlicht?
Ich schreibe seit April 2013, habe mein Debüt im Oktober
2013 veröffentlicht. Inzwischen sind 5 Romane von mir veröffentlicht, ein
weiterer folgt im August und ich arbeite bereits am nächsten Projekt.
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