Heute habe ich Marco Ansing, das Multitalent zu Besuch. Er plaudert über seine Liebe zum Geschichten Erzählen, sein Studium zum Historiker, unseren Auftritt auf der Nordcon und über seinen Steampunk-Western. Steampunk-Western kennt ihr nicht? Dann lest unbedingt weiter bei: Dampfmaschinen und rauchende Colts!
Vielen Dank, Marco, für Deine Zeit und Deine tollen Antworten. Mich hast Du auf jeden Fall mit Steampunk-Western infiziert und obwohl ich einen Buchkaufstopp habe, muss ich mir die Anthologie jetzt doch kaufen!
Ich habe Marco lustigerweise auf der Leipziger Buchmesse das erste Mal getroffen - schaut unbedingt mal auf seinem Youtube-Channel vorbei, er hat da nämlich allerhand interessante Leute interviewt! Einmal haben wir bereits zusammen gelesen. Es war ein Heidenspaß und ich freu mich schon wahnsinnig auf die Nordcon, wo wir das Ganze noch toppen werden. Nicht verpassen: Sonntag, 14.06., 10 Uhr Nordcon, Hamburg.
Buchtitel
„Dampfmaschinen
und rauchende Colts“, ein Western-Steampunk
Offiziell:
Cernohuby, Stefan / Schroeder, Wolfgang: „Dampfmaschinen und rauchende
Colts“, Verlag Torsten Low 2014, ISBN:
978-3-940036-27-8.
Genre/Zielgruppe
Steampunk-Western/Freunde
der etwas anderen Phantastik
Eigene kurze Vorstellung
Es handelt
sich um eine Anthologie. Mehrere Autoren haben sich zusammen hingesetzt, unter
anderem meine Wenigkeit, und entschlossen, einen Steampunk-Western zu
schreiben. Es geht um einen Erfinder, der eine bahnbrechende neue Dampfmaschine
entwickelt hat. Urplötzlich haben verschiedene Mächte großes Interesse an ihm.
Und so kommt, was kommen muss: Er wird entführt und von der West- zur Ostküste
Amerikas verschleppt. Unterwegs taucht er immer wieder in verschiedenen
Kurzgeschichten auf, die von den einzelnen Autoren geschrieben wurden. So
entstand eine Anthologie, deren einzelne Storys fest miteinander verknüpft
sind.
In meiner
Geschichte „Queen Victoria auf der Rinderzucht“ geht es um einen
Postkutschen-Fahrer: Er wird unfreiwillig Mitglied einer Luftpiratenbande und
muss eine vollautomatische Rinderzucht überfallen.
Wie ist Dir die Idee zu dieser Geschichte
gekommen?
Ich hatte
schon immer vor, meine Idee von Captain Silversteam, dem Gentleman-Luftpiraten,
umzusetzen. Als wir dann die Anthologie beschlossen haben und die einzelnen
Reisepunkte des Erfinders arrangierten, fiel meine Wahl auf die
vollautomatische Rinderzucht. Ich überlegte, wie man eine lustige Geschichte
darum schreiben könnte. Da fiel mir einerseits Captain Silversteam ein und ein
Postkutschenfahrer. Der Reiz lag darin, zwei so fremde Charaktere in einer
verrückten Geschichte zusammenzufügen.
Was ist das Besondere an Deinem Buch? Warum
sollten die Leser gerade Dein Buch kaufen?
Steampunk-Western
ist eine besondere Spielart des Steampunk: Verrückte Maschinen im 19.
Jahrhundert, kurz „Retrofuturismus“. Wenn man Jules Vernes Geschichten in den
Wilden Westen setzt, dann erhält man ein Gefühl zu diesem Buch. Außerdem ist es
spannend, die Abenteuer des Erfinders von der ersten bis zur letzten Geschichte
mitzuerleben.
Hast Du eine Lieblingsstelle?
Hier und da zischte es wenn Wasserdampf abgelassen wurde. Die ratternden Kolben füllten den Raum mit dem Geruch von Maschinenöl.»Macchina del diablo«, murrte Luis neben mir.»Mit dem Futter für die Rinder könnte man hunderte Menschen ernähren. Stattdessen wird es hier verschwendet, um einigen wenigen neureichen Ostküstlern jeden Tag ein Steak auf den Teller zu hauen.« Das war Cathy, die mit großem Abscheu auf die Mischmaschine blickte.»Nicht trödeln.« Silversteam war schon einige Meter weiter und kletterte über zwei gewaltige Pumpen. Diese Geräte dienten wohl der Gewinnung von Grundwasser, das bei so vielen Rindern nötig war.
Magst Du uns ein bisschen mehr über Dich
erzählen?
Ich wurde
1981 geboren und liebte schon von Kind an Geschichten. Wenn ich keine erzählt
bekam oder per Hörspiel hören konnte, da erfand ich selbst welche. Es gibt ein
Bild, wo ich meinem jüngeren Bruder eine Geschichte erzähle: Ein Kinderbuch
falschherum in der Hand. Kaum konnte ich schreiben, wurde auch schon
Belletristik produziert. Nicht sehr gut, aber einige Ideen fanden sogar ihren
Weg in die Gegenwart. Ich liebte Geschichten, auch Sagen und Erzählungen, aber
auch Mysterien der Vergangenheit und so war es nur folgerichtig, dass ich
Geschichte studierte. In diesem Fachbereich habe ich auch meine Doktorarbeit
geschrieben. Mit historischen Romanen befasse ich mich allerdings nicht, da bin
ich als Wissenschaftler zu kritisch. In der Zwischenzeit arbeite ich als
Journalist. Ich habe einen chaotischen Schreibtisch, liebe grünen Tee und
klettere gerne (Bouldern). Im Moment arbeite ich an einem Filmdrehbuch und
einem Roman – gleichzeitig. Wie ich das mache? In der U-Bahn. Jeden Tag brauche
ich eine Stunde zur Arbeit. Genug Zeit, auf dem Tablet das eine oder andere
niederzuschreiben.
Du bist ja ein wahres
Multitalent: Historiker, Bühnenakrobat und Hörspielprofi. Und Schreiberling.
Wofür schlägt Dein Herz am meisten?
Keine
einfache Frage. Vielleicht sollte ich versuchen das Ganze in eine Chronologie
zu setzen. Ich schreibe Kurzgeschichten, wandele sie in Skripte um und spiele
sie dann auf der Bühne. Aus den Skripten kann man sowohl Hörspiele produzieren,
als auch theatergleiche Inszenierungen. So kann ich alles verbinden. Die
Fähigkeiten als Historiker helfen mir bei einer guten Recherche, etwa im
Bereich Steampunk, wenn es um die Kultur des 19. Jahrhunderts geht.
„Bühnenakrobat“ ginge etwas zu weit, aber tatsächlich springe, tanze und
schauspielere ich auf der Bühne, um meinen Geschichten Leben einzuhauchen. Aus
dem Hörspielbereich habe ich die Möglichkeit erlernt, meinen Inszenierungen
(gerne auch Live-Hörspiel genannt) mit Sounds auszustatten. Ich denke, dass
mein Herz am meisten für die Bühnenpräsentation eines neuen Stoffes schlägt.
Und zwar dann, wenn ich das Publikum begeistern kann, sie interaktiv einbinde
und mit auf eine Reise nehme.
Wenn ihr Marco Ansing live sehen wollt, geht das schon bald. Auf der Nordcon am Hamburg werden wir meine Vampire in Marcos Wilden Westen schicken und Janika Hoffmann ins Gepäck packen - bildlich gesprochen.
Am Sonntag, 14.06.15, um 10 Uhr:
Leseabenteuer – Die Interaktive Autorenshow
Geheimnisvoll, gefährlich und verrucht: Vampire und Bestien stehen von 10 bis 12 Uhr für Euch unter Dampf. Seid dabei, wenn die Autoren Janika Hoffmann, Sandra Florean und Marco Ansing in ihrer interaktiven Lese-Show beweisen, dass düstere Bestien ein Herz haben und dampfende Maschinen eine zerstörte Welt perfekt untermalen. Erfahrt über den Alltag von Vampiren, welche Macht in alten Gemäuern steckt und warum Queen Victoria im Wilden Westen ist. Erlebt, wie die Drei für Euch über Stühle turnen, in immer wieder andere Figuren schlüpfen, sich mit Requisiten bedrohen und Euch einbinden. Eure Zurufe werden Teil der Geschichte: Ihr seid die Soundmachine, die den Autorenbeiträgen Tiefe verleiht.
Wir haben uns schon einmal über das
Plotten, sprich: dem stichpunktartigem Vorentwickeln von Geschichten
unterhalten. Kannst Du uns dafür ein paar Tipps geben? Wie gehst Du vor? Wie
schaffst Du es, Dich beim Schreiben auch an den Plot zu halten und keine neuen
Ideen einfließen zu lassen?
Also so
sklavisch, wie Du das beschreibst, halte ich mich nicht an mein Plotdesign.
Zuerst aber mache ich mir eine Übersicht über die Handlung der Geschichte. Oft
teile ich das bereits in Szenen auf. Dann überlege ich mir das eine oder andere
zu den Charakteren. In meinem Kopf haben sich dann bereits Szenen entwickelt.
Sie sind wie schimmernde Perlen, ich muss sie nur noch mit einer Kette
verbinden. Und da geht das Schreiben los. Unterwegs kann es dann schonmal
passieren, dass mein Plotting keinen Sinn mehr macht, und ich etwas ändern muss.
Hier und da noch einen Wendepunkt einbaue, oder einfach neue Ideen einfließen
lassen muss, um die Geschichte noch dichter zu bekommen. Ich arbeite sehr gerne
mit einem Plan und kann es jedem nur empfehlen. Mein Tipp bei den Wendepunkten:
Mit was würde man jetzt gar nicht rechnen? Und passt das zur Geschichte? Wenn
ja: Sofort einbauen! Dann denkt der Leser „Wow, großartige Idee!“
Wo ist die Herausforderung beim Schreiben
bei einem Hörspiel und einer Kurzgeschichte bzw. einem Roman? Wo unterscheiden
sich die Arbeitsweisen möglicherweise?
Alles
erfordert Fleiß und Durchhaltevermögen. Hörspiele sind jedoch sehr viel
dialoglastiger. Viele Dinge, die man im Roman durch Beschreibungen löst, müssen
im Hörspiel über die Sprache der Figuren bzw. durch Sounds gelöst werden. Dabei
darf es nicht platt werden: „Sieh nur, das dreiköpfige Monster spuckt Schleim
und glitscht herbei. Oh wie grauenhaft!“ Das Monster könnte man durch einen
widerlichen Sound darstellen und der sprechende Schauspieler könnte einfach nur
in völliger Panik sagen: „Oh Gott!“ Kurzgeschichten hingegen starten völlig
anders als ein Roman, hier muss man sehr schnell in die Handlung, sofort den
Leser packen und ihn nicht mehr loslassen. Auf nur wenigen Seiten muss eine
prägnante Geschichte geschrieben werden, die selbst am Ende erstaunen sollte.
Ein Roman hat meist eine Prologszene, danach einen langsamen Aufbau, dann kommt
– man kennt es aus dem Deutschunterricht der Schule – ein Höhepunkt, und schließlich
gleitet es schon ins ruhige Ende. Dazwischen sind natürlich diverse
Wendepunkte, die die Spannung erhalten. Aber: Eine Kurzgeschichte muss das
alles in weniger Seiten schaffen.
Meine
Herangehensweise ist allerdings überall gleich: Erstmal ein gutes Plotting und
dann geht es auch schon los.
Ich habe
mich recht breit aufgestellt, aber meine Bühnenstücke sollen weiter ausgebaut
werden. Trotzdem wird es aller Voraussicht zu Weihnachten diesen Jahres meinen
ersten Roman geben: „Cungerlan“, eine Science-Fiction-Komödie. So viele andere Projekte fliegen mir noch im
Kopf herum. Ich liebe es, Kunst zu kombinieren, etwa mit Musikern meine Live-Hörspiele
zu veranstalten oder gemeinsam mit Illustratoren aufzutreten.
Zum Abschluss ein paar Quickies:
Cola oder Bier? Bier, am liebsten
alkoholfrei
Schokolade oder Gummibärchen? Schokolade
Zelten oder 5-Sterne-Hotel? Sowohl als
auch. Mein Zelturlaub war einer der tollsten, aber kürzlich wurde ich für eine
Show gebucht und schlief im 4-Sterne-Hotel, das war schon ziemlich genial.
Hund oder Katze? Schwierig, aber ich
sage Hund.
Wolverine oder Dracula? Oh Mann, Du
machst es mir nicht leicht. Ich sage Dracula.
Autorenseite, Blog, Facebook, Amazon, Lovelybooks o.ä.
Vielen Dank, Marco, für Deine Zeit und Deine tollen Antworten. Mich hast Du auf jeden Fall mit Steampunk-Western infiziert und obwohl ich einen Buchkaufstopp habe, muss ich mir die Anthologie jetzt doch kaufen!
Ich habe Marco lustigerweise auf der Leipziger Buchmesse das erste Mal getroffen - schaut unbedingt mal auf seinem Youtube-Channel vorbei, er hat da nämlich allerhand interessante Leute interviewt! Einmal haben wir bereits zusammen gelesen. Es war ein Heidenspaß und ich freu mich schon wahnsinnig auf die Nordcon, wo wir das Ganze noch toppen werden. Nicht verpassen: Sonntag, 14.06., 10 Uhr Nordcon, Hamburg.
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