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Neues aus dem Autorenalltag

Oder: Morgenstund hat Gold im Mund.
Mein Autorenalltag ist ja im Grunde ein ganz normaler Familienalltag, denn zuerst steht die Familie mit allem Drum und Dran - und dann kommt erst mein Autorendasein.
Da ich in der Woche wenig Zeit fĂŒr meine AutorentĂ€tigkeit habe, hab ich es mir mittlerweile zur Angewohnheit gemacht, am Wochenende frĂŒh aufzustehen und zu arbeiten, wĂ€hrend alle anderen noch schlafen und es ganz ruhig um mich herum ist.
In der Zeit, wenn die Vögel draußen erwachen und ihr morgendliches Lied anstimmen, der FrĂŒhnebel von der aufgehenden Sonne vertrieben wird und langsam Leben in die HĂ€user um mich herum kommt, sitze ich in meiner Kreativwerkstatt unter dem Dach und denke mir meine ĂŒbernatĂŒrlichen Geschichten aus oder sitze am Buchsatz der neuesten Veröffentlichung. "Moonchild" ist als nĂ€chstes geplant und das Print wird verziert mit wundervollen Illustrationen, die Amalia Zeichnerin fĂŒr mich angefertigt hat. Außerdem soll es einen ganz besonderen Umschlag mit SilberglitzerflitzerprĂ€gung erhalten. Mal sehen, ob es alles so klappt, wie ich es mir vorstelle (und dann auch noch bezahlbar ist, denn auch wenn "Moonchild" 562 Seiten dick ist, soll es ja nicht megateuer werden).

Um euch die Zeit bis zur Veröffentlichung zu verkĂŒrzen, hab ich mal einen kleinen Textschnipsel herausgesucht. Aus Rosalies Sicht: 


Der Mann drĂŒckte sich in den Schatten und ging in einer fĂŒr seine GrĂ¶ĂŸe erstaunlich fließenden Bewegung in die Knie. »Sind Sie verletzt?«
Der grimmige, wĂŒtende Ausdruck in seinem Gesicht blieb, als sie zu ihm aufblickte und mit dem Kopf schĂŒttelte. Sein Blick fiel auf ihre Hose, und seine Miene wurde eine Spur Ă€rgerlicher. Sie war zerrissen, und ihr linkes Knie blutete stark.
Er starrte darauf, und erneut ĂŒberkam sie eine GĂ€nsehaut.
Gefahr!
»Sie sind verletzt«, stellte er unnötigerweise fest. »Sie sollten besser aufpas­sen, wo Sie hingehen. Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.«
Er stand auf und hielt ihr ungeduldig eine Hand hin. Rosalie schĂŒttelte den Kopf.
»Nein, es geht schon. Ich werde meinen Mann anrufen, damit er mich ab­holt«, fĂŒgte sie hinzu und tat, als wĂŒrde sie in ihrer Jackentasche nach dem Handy suchen.
Der dunkelhaarige Kerl ging wieder in die Knie und musterte sie aufmerk­sam, wobei er ihr empfindlich nahekam. »Sie sind nicht mit Ihrem Mann hier. Warum lĂŒgen Sie? Sie mĂŒssen keine Angst vor mir haben. Ich bin nicht hier, um Ihnen wehzutun.« Auch wenn das beruhigend wirken sollte, fĂŒhlte sich Rosalie keineswegs sicher.
»Sie haben mich umgerannt und quer durch die ganze Stadt gezerrt«, erwi­derte sie leise und genauso Ă€ngstlich, wie sie sich fĂŒhlte. Etliche Horrorsze­narien von EntfĂŒhrungen, Misshandlungen und Vergewaltigung schossen ihr durch den Kopf. »Was haben Sie jetzt mit mir vor?«
»Nichts. Ich will nur sichergehen, dass Sie heil nach Hause kommen.«
Rosalie sah den Mann verwirrt an. Er seufzte, sank zurĂŒck auf die Fersen und strich sich in einer verzweifelt wirkenden Geste die Haare aus dem Ge­sicht. Dann sah er sie wieder an. Diesmal weniger mĂŒrrisch, sondern eher mĂŒde, reuevoll. Rosalie erkannte an seinem offenen Blick, dass er es ernst meinte.
»Wenn Sie nichts von mir wollen, warum haben Sie mich dann nicht ein­fach vor der Bar liegen gelassen?«
Er stand so plötzlich auf, dass sie zurĂŒckschreckte. Wie schon vor der Bar horchte er in die Nacht hinaus. Rosalie machte es ihm nach. Bis auf das leise PlĂ€tschern der Boote im nahen Hafen, laute Musik, die aus einem geöffne­ten Zimmer drang, und in einiger Entfernung vorbeifahrende Autos konnte Sie nichts Ungewöhnliches hören.
»Sie sind da in etwas reingeraten, das Sie nicht verstehen werden«, antwor­tete er leise und zog sie auf die Beine, ohne auf ihre Zustimmung zu warten. »HĂ€tte ich Sie vor dieser Bar gelassen, nachdem man uns zusammen gese­hen hat, wĂ€re das gefĂ€hrlich gewesen. FĂŒr Sie.«

Diese Antwort machte Rosalie sogar noch mehr Angst als sein sonder­bares Benehmen. Wahrscheinlich war er ein Psychopath, der aus der Ner­venheilanstalt ausgebrochen war. Oder ein Schwerverbrecher auf der Flucht. Und sie wĂŒrde nun der Beihilfe angeklagt werden. Wenn er nun ein Mörder war ...?!


"Moonchild" wird voraussichtlich Ende Oktober erscheinen und mein vorerst letzter Vampirroman sein. Deshalb habe ich mir ĂŒberlegt, einen besonders schönen Umschlag zu gestalten. Wahrscheinlich wird es dann eine limitierte Sonderausgabe damit geben. Bleibt dran, dann erfahrt ihr mehr.

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