Sobald man sich als Schreiberling näher mit dem Schreiben beschäftigt, stößt man unweigerlich auf den Begriff "Plotten".
Den Fragen möchte ich bei meinen heutigen Schreibtipp "Plotten leicht gemacht" auf den Grund gehen.
Der Plot ist eine erste Zusammenfassung Deiner Geschichte mit allen Höhe- und Tiefpunkten. Manche gehen da ganz detailliert Kapitel für Kapitel vor, arbeiten vorgestellte Charaktere aus und pflegen viel Hintergrundwissen ein. Andere skizzieren stichpunktartig die größten Ereignisse und Highlights. Manche halten sich beim Schreiben strikt daran, andere brauchen ihren Freiraum.
Vorteil ist unbestritten, dass man schon vor dem eigentlichen Schreiben Logikfehler und lose Enden erkennen und ausmerzen kann. Nachteil ist vermutlich die Ungeduld, denn Plotten kostet Zeit.
Kai Meyer erzählte auf einer Lesung mal, dass er bis zu drei Monate plottet, ehe er anfängt, die Geschichte zu schreiben. Viele Jungautoren bringen dafür nicht die Geduld auf.
Ich habe für mich erkannt, dass es sich lohnt, diesen Tatendrang zu zügeln. Denn einmal richtig geplottet, brauche ich meine Geschichte "nur" noch herunter schreiben. Das ist gerade dann hilfreich, wenn man über einen Verlag veröffentlicht und Termine vorgegeben bekommt.
Beim Plotten gibt es unterschiedliche Wege oder Anleitungen, u.a. die Heldenreise, die Schneeflockenmethode oder das Sieben-Punkte-System. Ich habe sie mir alle angesehen, scheiterte Anfangs aber immer noch an dem Wie. Wie genau geht es denn nun? Handschriftlich oder auf dem PC? Stichpunkte oder kurze Pitches pro Kapitel? Jetzt schon die Charaktere ausarbeiten oder erst beim Schreiben? ...
Gerade weil die Vorlieben und Möglichkeiten so unterschiedlich sind, habe ich einige Kollegen gefragt, was sie bevorzugen und wie genau sie dabei vorgehen. Folgende Autoren kommen hier zu Wort: Christa Kuczinski, Maria Kaszas, Simone Olmesdahl, Norman Doderer, Guido Krain, Tom Daut, Ann-Kathrin Karschnick, Lina Jacobs, Lisa Dröttboom, Antonia Günder Freitag. An dieser Stelle vielen Dank für eure vielen hilfreichen Tipps!
Was fällt mir zu der Geschichte ein. Hätte die Story bereits ein Ziel?
Für mich ist immer wichtig, dass für mich ein Anfang und ein Ende klar sein muss, und ich später dann die Schritte bis dort hin herausarbeite. Sonst verfange ich mich mit offenen Enden und plotte immer wieder neu um, weil einem dies oder jenes einfällt, und man die Story so umändert, dass man sich wieder ein anderes Ende überlegt.
Wenn Der Anfang und das Ziel klar ist, überlege ich mir grob den Weg dorthin.
Ich nenne da mal ein Beispiel an dem ich gerade arbeite.
Zu meinen Werkzeugen: ich arbeite nur mit Notizblöcken und später bei ausgereifteren Plot dann mit meinem Whiteboard. Das hab ich mir zugelegt, weil ich das dauerhaft an der Wand habe und die Grundstruktur so immer vor Augen habe. Charakterentwicklung des Protas, ein weiterer Meilenstein, der hinter dem absoluten Anfang kommt, und die Überlegung nach Nebencharakteren - das kommt auf meine Notizblätter. Auf das Whiteboard kommen bei mir nur feststehende Abschnitte in Stichpunkten zusammengefasst.
Christina Kuczinski: Am PC. Ich übertrage die Struktur aber auch auf ein großes Poster und verknüpfe dort (z.B. die Verbindungen der Protagonisten zueinander).
Simone Olmesdahl: Also ich fange damit an, ein Grundgerüst zu erstellen. Das heisst, ich überlege mir das Thema, über das ich schreiben will. Wo soll die Story beginnen und was ist das Ende? Dann gucke ich im Netz, welcher Handlungsort passt. Meistens verziehe ich mich in die Staaten. Ich recherchiere die auserwählte Stadt und verbringe eine Woche auf Google Streetview. Den Gegebenheiten der Stadt angepasst, beginne ich nun ins Detail zu geben. ... Wenn das Gerüst steht, also jeder irgendwo zur Arbeit geht, zur Schule, Uni, irgendwo wohnt und ein Hobby hat, das in der Stadt auch umzusetzen ist, dann fange ich mit der Story an. Zuerst zeichne ich den Dramabogen.
Bist du mit den drei Akten der Dramaturgie vertraut? Danach arbeite ich. Falls nicht, hier eine Kurzerklärung des Konzepts: Man gliedert eine Story in 3 Akte. Akt 1 (nimmt etwa 25% der Story ein): Exposition. Das Setting wird etabliert, Figuren und deren Handlungsmotivation eingeführt, der generelle Kurs der Story festgelegt. Dann kommt der erste Wendepunkt: ein Ereignis, das der Story eine andere Richtung gibt Akt 2 (nimmt 50% der Handlung ein): Konfrontation. Die Hauptfigur beginnt, sich den Problemen zu stellen - was zunächst nicht glückt. Erst der Midpoint des 2. Aktes (zentraler Wendepunkt nach etwa der Hälfte des zweiten Aktes) führt dazu, dass eine Lösung in Sicht kommt, auf die hingearbeitet wird. Dann kommt wieder ein Wendepunkt zwischen den Akten. Wie auch zuvor gibt er durch ein Ereignis der Story nochmal anderen Wind, als erwartet. Akt 3 (25% der Story): Eskalation der Handlung. Das Finale. Mit Happy oder Unhappy End.
Wenn ich meinen Dramaturgiebogen also in Stichpunkten aufgelistet habe, beginne ich, die Kapitel zu planen. Zu jedem Kapitel, geleitet durch die Akte, mache ich mir ausführliche Notizen. Pro Kapitel etwa eine halbe Seite. Ich frage mich bei jeder geplanten Szene, ob sie die Handlung vorantreibt. Tut sie das nicht, bloß weg damit. Erst wenn ich alle Kapitel bis ins Detail geplant habe, ich sie nochmal mit dem Dreiakt Schema überprüft habe, fange ich an zu schreiben. Ich habe immer alles auf dem PC. Steckbriefe der Figuren, Infos zum Setting, Rechercheergebnisse zu Berufen, Handlungsträgern, etc. Ebenso einen Stadtplan. Und dann eben Dramabogen und Kapitel.
Tom Daut: In der Regel
plotte ich eine Geschichte höchstens grob, weiß den Anfang, das Ende, die
wichtigsten Zwischenstationen und Figuren. Beim Schreiben kommen dann immer
engmaschigere Zwischenschritte dazu. Das Recherchieren erledige ebenfalls beim
Schreiben.
Anonym: Fehler sind für mich wirklich, wenn der Leser später nicht mehr erschließen kann, warum dieses oder jenes passiert ist. Das bedeutet, der Plot muss abgeschlossen sein, ein logisches Ende finden. Darf natürlich auch gerne überraschend sein. Fehler ergeben sich meist aus Nebenplots - ist zumindest meine Erfahrung. Da werden 'Fähnchen' aufgestellt, die später nicht aufgelöst werden.
Maria Kaszas: Fehler, die man beim plotten machen kann... nun das ist höchstens, nach Feststehen des Grundplots sich nicht daran zu halten, sondern den
Eigenheiten der Figuren immer nachzugeben. In solchen Fällen würde ich vermutlich die ganze Zeit nur am Whiteboard
stehen und versuchen, die Sache wieder gerade zu biegen.
Maria Kaszas: Es ist natürlich auch bei mir so, dass nachher beim Schreiben der Szenen
auch andere Ideen kommen können. Ich überlege mir hier jedoch ganz genau, ob es
Sinn macht, dafür meinen Grundplot umzuwerfen. Meist behalte ich die Idee im Hinterkopf, setze sie aber erstmal auf die
"Ersatzbank". Wenn die Geschichte später an Stellen zu lahm ist, kann ich immer noch mit
den zurückgehaltenen Ideen arbeiten.
http://schreibwahnsinn.de/die-7-punkt-struktur/
Den Fragen möchte ich bei meinen heutigen Schreibtipp "Plotten leicht gemacht" auf den Grund gehen.
So sah mein erster geplanter Plot zum zweiten Teil meiner Mystery-Reihe "Die Seelenspringerin" aus |
Vorteil ist unbestritten, dass man schon vor dem eigentlichen Schreiben Logikfehler und lose Enden erkennen und ausmerzen kann. Nachteil ist vermutlich die Ungeduld, denn Plotten kostet Zeit.
Kai Meyer erzählte auf einer Lesung mal, dass er bis zu drei Monate plottet, ehe er anfängt, die Geschichte zu schreiben. Viele Jungautoren bringen dafür nicht die Geduld auf.
Ich habe für mich erkannt, dass es sich lohnt, diesen Tatendrang zu zügeln. Denn einmal richtig geplottet, brauche ich meine Geschichte "nur" noch herunter schreiben. Das ist gerade dann hilfreich, wenn man über einen Verlag veröffentlicht und Termine vorgegeben bekommt.
Beim Plotten gibt es unterschiedliche Wege oder Anleitungen, u.a. die Heldenreise, die Schneeflockenmethode oder das Sieben-Punkte-System. Ich habe sie mir alle angesehen, scheiterte Anfangs aber immer noch an dem Wie. Wie genau geht es denn nun? Handschriftlich oder auf dem PC? Stichpunkte oder kurze Pitches pro Kapitel? Jetzt schon die Charaktere ausarbeiten oder erst beim Schreiben? ...
Gerade weil die Vorlieben und Möglichkeiten so unterschiedlich sind, habe ich einige Kollegen gefragt, was sie bevorzugen und wie genau sie dabei vorgehen. Folgende Autoren kommen hier zu Wort: Christa Kuczinski, Maria Kaszas, Simone Olmesdahl, Norman Doderer, Guido Krain, Tom Daut, Ann-Kathrin Karschnick, Lina Jacobs, Lisa Dröttboom, Antonia Günder Freitag. An dieser Stelle vielen Dank für eure vielen hilfreichen Tipps!
Wie genau gehst Du beim Plotten vor? Handschriftlich? Am PC? Jedes Kapitel für sich?
Maria Kaszas: Also ich persönlich plotte zu Anfang ganz altmodisch handschriftlich. Bei mir kommt es auch immer darauf an, was mir zuerst in den Sinn kam: ein bestimmter Charakter oder die Story. Wenn es ein Charakter ist, so befasse ich mich erstmal mit der Charakterentwicklung und schaue, wie ich um den Prota am besten eine Story aufbaue.
Aber meistens schwirrt einem eher schon eine grobe Geschichte im Kopf.
Hierzu setze ich mich erstmal mit einem Din A4 Blatt hin und mache das gute
alte Mindmapping/ Brainstorming.Maria Kaszas: Also ich persönlich plotte zu Anfang ganz altmodisch handschriftlich. Bei mir kommt es auch immer darauf an, was mir zuerst in den Sinn kam: ein bestimmter Charakter oder die Story. Wenn es ein Charakter ist, so befasse ich mich erstmal mit der Charakterentwicklung und schaue, wie ich um den Prota am besten eine Story aufbaue.
Was fällt mir zu der Geschichte ein. Hätte die Story bereits ein Ziel?
Für mich ist immer wichtig, dass für mich ein Anfang und ein Ende klar sein muss, und ich später dann die Schritte bis dort hin herausarbeite. Sonst verfange ich mich mit offenen Enden und plotte immer wieder neu um, weil einem dies oder jenes einfällt, und man die Story so umändert, dass man sich wieder ein anderes Ende überlegt.
Wenn Der Anfang und das Ziel klar ist, überlege ich mir grob den Weg dorthin.
Ich nenne da mal ein Beispiel an dem ich gerade arbeite.
Zu meinen Werkzeugen: ich arbeite nur mit Notizblöcken und später bei ausgereifteren Plot dann mit meinem Whiteboard. Das hab ich mir zugelegt, weil ich das dauerhaft an der Wand habe und die Grundstruktur so immer vor Augen habe. Charakterentwicklung des Protas, ein weiterer Meilenstein, der hinter dem absoluten Anfang kommt, und die Überlegung nach Nebencharakteren - das kommt auf meine Notizblätter. Auf das Whiteboard kommen bei mir nur feststehende Abschnitte in Stichpunkten zusammengefasst.
Christina Kuczinski: Am PC. Ich übertrage die Struktur aber auch auf ein großes Poster und verknüpfe dort (z.B. die Verbindungen der Protagonisten zueinander).
Anonym: Ich plotte nach dem 7-Punkte-System. Das
habe ich mir mal vorbereitet, drucke es mir aus, plotte handschriftlich vor
mich hin und übertrage es dann in den PC. Meistens kommen mir die Ideen zu
allen Kapiteln, daher nicht ein Kapitel nach dem anderen.
Simone Olmesdahl: Also ich fange damit an, ein Grundgerüst zu erstellen. Das heisst, ich überlege mir das Thema, über das ich schreiben will. Wo soll die Story beginnen und was ist das Ende? Dann gucke ich im Netz, welcher Handlungsort passt. Meistens verziehe ich mich in die Staaten. Ich recherchiere die auserwählte Stadt und verbringe eine Woche auf Google Streetview. Den Gegebenheiten der Stadt angepasst, beginne ich nun ins Detail zu geben. ... Wenn das Gerüst steht, also jeder irgendwo zur Arbeit geht, zur Schule, Uni, irgendwo wohnt und ein Hobby hat, das in der Stadt auch umzusetzen ist, dann fange ich mit der Story an. Zuerst zeichne ich den Dramabogen.
Bist du mit den drei Akten der Dramaturgie vertraut? Danach arbeite ich. Falls nicht, hier eine Kurzerklärung des Konzepts: Man gliedert eine Story in 3 Akte. Akt 1 (nimmt etwa 25% der Story ein): Exposition. Das Setting wird etabliert, Figuren und deren Handlungsmotivation eingeführt, der generelle Kurs der Story festgelegt. Dann kommt der erste Wendepunkt: ein Ereignis, das der Story eine andere Richtung gibt Akt 2 (nimmt 50% der Handlung ein): Konfrontation. Die Hauptfigur beginnt, sich den Problemen zu stellen - was zunächst nicht glückt. Erst der Midpoint des 2. Aktes (zentraler Wendepunkt nach etwa der Hälfte des zweiten Aktes) führt dazu, dass eine Lösung in Sicht kommt, auf die hingearbeitet wird. Dann kommt wieder ein Wendepunkt zwischen den Akten. Wie auch zuvor gibt er durch ein Ereignis der Story nochmal anderen Wind, als erwartet. Akt 3 (25% der Story): Eskalation der Handlung. Das Finale. Mit Happy oder Unhappy End.
Wenn ich meinen Dramaturgiebogen also in Stichpunkten aufgelistet habe, beginne ich, die Kapitel zu planen. Zu jedem Kapitel, geleitet durch die Akte, mache ich mir ausführliche Notizen. Pro Kapitel etwa eine halbe Seite. Ich frage mich bei jeder geplanten Szene, ob sie die Handlung vorantreibt. Tut sie das nicht, bloß weg damit. Erst wenn ich alle Kapitel bis ins Detail geplant habe, ich sie nochmal mit dem Dreiakt Schema überprüft habe, fange ich an zu schreiben. Ich habe immer alles auf dem PC. Steckbriefe der Figuren, Infos zum Setting, Rechercheergebnisse zu Berufen, Handlungsträgern, etc. Ebenso einen Stadtplan. Und dann eben Dramabogen und Kapitel.
Norman Doderer: Ich sehe den Plot als Straße. Ich stecke
mir zu Beginn einen Anfang und ein Ende. Dann mache ich mir grobe Gedanken,
sozusagen Kleine Wegmarkierungen darüber, wie die Straße verkaufen soll. Danach
teile ich den Weg in Planquadrate - die Kapitel - und mache mir für jedes
Kapitel wirklich ganz knappe handschriftliche Notizen darüber, was passieren
soll. Danach beginne ich damit (dann am PC) zu schreiben und die einzelnen
Kapitel mit Leben zu füllen.
Lisa Dröttboom: Wenn ich jetzt mal "Rabenasche" als Beispiel
nehme: Da war mir klar, dass ich die Mordermittlungen in einem Zeitraum von
etwa 2 Wochen laufen lasse und die im Buch thematisiert habe. Dann habe ich
also schon mal einen groben Zeitstrahl gehabt. Ich hab
ein Notizbuch, wo ich mir Notizen mache, übertrage aber später alles auf den
PC. Zumindest das wichtigste für die zeitliche Planung der Szenen. Manchmal
sind es dann nur Überbegriffe, die ich aufschreibe und dann im richtigen Moment
einfach im Notizbuch suche.
Ein klassisches Mindmapping von Antonia Günder Freitag |
Da ich aber
mittlerweile fast alles weiß, was sich in meinem aktuellen Zyklus zutragen
soll, habe ich dafür schon Exposés formuliert, an denen ich mich orientiere.
Des Weiteren
schweben über zehn weitere Romanideen durch meinen Kopf, die ich jeweils in kleinen
Dateien niedergelegt habe. Immer wenn mir etwas Neues zu diesen Geschichten
einfällt, schreibe ich es in diese Dateien. Vier davon sind schon so weit
gereift, dass ich morgen anfangen könnte, zu schreiben. Die sind sozusagen
schon vorgeplottet. Trotzdem
lasse ich mir die Freiheit, das alles über den Haufen zu werfen, sollten mir
beim Schreiben noch geilere Einfälle kommen. Wenn man so
will, sind meine Exposés bestenfalls dramaturgische Zubereitungsvorschläge. Alles im
Dienst einer guten Geschichte. ;-)
Ann-Kathrin Karschnick: Ich plotte
seit etwa 2 Jahren intensiver. Seit der Phoenix-Reihe, um genau zu sein. Ich
plotte so grob und gleichzeitig so detailliert wie es geht. Ich möchte mich
beim Schreiben noch ein kleines bisschen von den Figuren überraschen lassen.
Ich fange erst einmal mit einem groben Ablauf an. Der beinhaltet etwa 5-9 Plotpunkte,
wo ich hin möchte. Je nach Länge der Geschichte. Dann gehe ich die einzelnen
Plotpunkte entlang und schaue, was ich machen muss, um dorthin zu gelangen.
Meine Figuren lege ich vorher fest, damit ich weiß, auf welchem Weg ich zum
Ziel gelangen kann. Und irgendwann gibt es ein Exposé, mit dem ich arbeiten
kann.
Guido Krain: Natürlich plotte ich. Eigentlich denke ich ständig im Hinterkopf über Storys und Geschichten nach. Irgendwann schreibe ich dann Teile oder die ganze Idee auf. Mit etwas Glück merke ich an einem bestimmten Punkt, dass die Geschichte „rund“ ist und mache mich ans Expo. Das versuche ich mit eher wenigen Details auszustatten. Wenn die Geschichte nämlich beim Schreiben „zündet“ entwickelt sie ein heftiges Eigenleben, dem ich möglichst viel Freiraum geben möchte.
Guido Krain: Natürlich plotte ich. Eigentlich denke ich ständig im Hinterkopf über Storys und Geschichten nach. Irgendwann schreibe ich dann Teile oder die ganze Idee auf. Mit etwas Glück merke ich an einem bestimmten Punkt, dass die Geschichte „rund“ ist und mache mich ans Expo. Das versuche ich mit eher wenigen Details auszustatten. Wenn die Geschichte nämlich beim Schreiben „zündet“ entwickelt sie ein heftiges Eigenleben, dem ich möglichst viel Freiraum geben möchte.
Welche Fehler kann
man machen?
Anonym: Fehler sind für mich wirklich, wenn der Leser später nicht mehr erschließen kann, warum dieses oder jenes passiert ist. Das bedeutet, der Plot muss abgeschlossen sein, ein logisches Ende finden. Darf natürlich auch gerne überraschend sein. Fehler ergeben sich meist aus Nebenplots - ist zumindest meine Erfahrung. Da werden 'Fähnchen' aufgestellt, die später nicht aufgelöst werden.
Lina Jacobs: Ich finde, man kann keine Fehler machen,
nur den Überblick verlieren. Ich gehe immer nach den drei W´s vor. 1. Was will mein Charakter? 2. Was steht ihm dabei im Weg? 3. Wie hat er sich
am Schluss verändert? Aus diesen Fragen kann sich nicht nur der Plot
entwickeln, es hilft auch den Charakter lebendig und interessant zu machen. Ich
halte die Fragen erst einfach und baue sie nach und nach aus. Daraus ergeben
sich manchmal sogar mehrere Ziele für die Charaktere. Noch ein Fehler: Keine
Charakterentwicklung.
Manchmal kommen einem im Laufe der Geschichte immer neue Ideen. Wie
schaffst Du es, Dich später genau an den Plot zu halten?
Anonym: Das ist schwer. Es bedeutet, dass Deine Charaktere sich konsistent verhalten, das ist ja grundsätzlich erst einmal gut. Aber wenn sie sich damit gegen den Plot wenden, heißt das ja eher, dass die Charaktere etwas in ihrer Entwicklung haben, was nicht zu Deinem Plot passt. Damit musst Du entweder die Biographien neu ausarbeiten, oder den Plot anpassen. Die Charaktere machen die Geschichte, nicht umgekehrt.
Anonym: Das ist schwer. Es bedeutet, dass Deine Charaktere sich konsistent verhalten, das ist ja grundsätzlich erst einmal gut. Aber wenn sie sich damit gegen den Plot wenden, heißt das ja eher, dass die Charaktere etwas in ihrer Entwicklung haben, was nicht zu Deinem Plot passt. Damit musst Du entweder die Biographien neu ausarbeiten, oder den Plot anpassen. Die Charaktere machen die Geschichte, nicht umgekehrt.
Simone Olmesdahl: Ich halte mich strikt an meine Vorgaben.
Neue Ideen schreibe ich auf und verwende sie für neue Ideen. Sonst gibt es
Chaos und mir fällt es schwer, chaotisch zu schreiben. Ist zu kompliziert. Es
geht viel schneller, wenn man bereits ein ausgefeiltes Konzept hat, wo man sich
keine Sorgen machen muss, ob alles aufgeht. Dann kann ich mich super auf die
Sprache konzentrieren und muss an den Rest nicht denken.
Norman Doderer: Genau wie bei Dir kommen mir während des
Schreibens neue Ideen, Einfälle, sidestories oder Wendungen, die ich dann
versuche, einzuarbeiten, wo es gerade passt. Das sind sozusagen kleine
Nebenstraßen oder Abzweigungen, die den eigentlichen Weg kreuzen. Eine Gefahr
besteht natürlich darin, sich zu verzetteln und von Kreuzung 1 über Kreuzung 10
plötzlich das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren . Man muss halt
darauf achten, dass jede Abbiegung, die man nimmt, auch irgendwann wieder
auf die Hauptstraße zurück führt.
So hab ich es gemacht:
Auf dem obersten Bild siehst Du, wie ich vorgehe. Ich skizziere erst einmal die Charaktere, bei meiner Reihe standen sie ja schon fest, ich musste mir nur überlegen, welche Charaktere ich aus Band 1 in Band 2 wieder agieren lassen will. Dabei kamen mir schon die ersten Ideen zu ihren Geschichten, die ich darunter geschrieben habe. Die gelben Klebezettel sind mögliche Bösewichte/Stolpersteine und andere Gegenspieler und Ereignisse, die ich nach Belieben hinzufügen oder wegnehmen konnte, wenn die Geschichte damit nicht funktionierte. So habe ich mir auf mehreren A3-Blättern grobe Handlungsverläufe der einzelnen Charaktere und wie in diesem Fall Kriminalfälle zusammengestellt und mich dann an Papyrus Autor gesetzt und erste Kapitel angelegt.
Dort habe ich stichpunktartig Kapitel für Kapitel aufgeschrieben, was passieren soll, wer auftaucht, was in Gang gesetzt wird, wo welche Konflikte entstehen usw.. Das waren dann meist 1-3 Szenen, die ich dann tatsächlich "nur" noch herunter geschrieben habe.
Gerade bei einem Kriminalfall hat mir das Plotten sehr geholfen, denn so konnte ich genau "planen", wann die Helden welchen Hinweis entdeckten, und habe dabei nicht den Überblick verloren.
Fazit: Insgesamt kann ich für mich sagen, dass sich der Aufwand lohnt. Beim Schreiben habe ich zwar hier und da Kleinigkeiten geändert, aber am eigentlichen Plot habe ich festgehalten. Dadurch, dass ich im Vorwege die Kapitel grob skizziert und auch die meiste Recherche bereits erledigt hatte, kam ich beim eigentlichen Schreiben sehr viel schneller voran. Bisher war mir immer erst beim Schreiben aufgefallen, dass etwas nicht stimmig ist oder so nicht funktioniert. Dann habe ich viel Zeit darauf verwandt, diese Unstimmigkeit auszumerzen oder gar den gesamten Handlungsablauf anzupassen. Du kennst das vielleicht.
Auf der anderen Seite hat das Plotten zwar länger gedauert, aber den Plot konnte ich auch handschriftlich oder "mal eben nebenbei" weiterspinnen, wenn sich gerade mal ein paar Minuten Freizeit ergaben. Gerade an der Zeit mangelt es mir mit festem Job und Familie und anderen Hobbies häufig.
Plottest Du auch und hast noch Tipps oder Fragen dazu? Dann hinterlasse mir gern einen Kommentar und erzähl mir und den anderen Lesern, wie Du vorgehst, oder woran Du bisher gescheitert bist.
Wenn Du Hilfe brauchst, ich biete sowohl Lektorate an als auch Unterstützung beim Schreibprozess. Sprich mich einfach an. Mehr Infos zu meinem Service gibt es hier: Service für Autoren und Verlage.
So hab ich es gemacht:
Auf dem obersten Bild siehst Du, wie ich vorgehe. Ich skizziere erst einmal die Charaktere, bei meiner Reihe standen sie ja schon fest, ich musste mir nur überlegen, welche Charaktere ich aus Band 1 in Band 2 wieder agieren lassen will. Dabei kamen mir schon die ersten Ideen zu ihren Geschichten, die ich darunter geschrieben habe. Die gelben Klebezettel sind mögliche Bösewichte/Stolpersteine und andere Gegenspieler und Ereignisse, die ich nach Belieben hinzufügen oder wegnehmen konnte, wenn die Geschichte damit nicht funktionierte. So habe ich mir auf mehreren A3-Blättern grobe Handlungsverläufe der einzelnen Charaktere und wie in diesem Fall Kriminalfälle zusammengestellt und mich dann an Papyrus Autor gesetzt und erste Kapitel angelegt.
Dort habe ich stichpunktartig Kapitel für Kapitel aufgeschrieben, was passieren soll, wer auftaucht, was in Gang gesetzt wird, wo welche Konflikte entstehen usw.. Das waren dann meist 1-3 Szenen, die ich dann tatsächlich "nur" noch herunter geschrieben habe.
Gerade bei einem Kriminalfall hat mir das Plotten sehr geholfen, denn so konnte ich genau "planen", wann die Helden welchen Hinweis entdeckten, und habe dabei nicht den Überblick verloren.
Fazit: Insgesamt kann ich für mich sagen, dass sich der Aufwand lohnt. Beim Schreiben habe ich zwar hier und da Kleinigkeiten geändert, aber am eigentlichen Plot habe ich festgehalten. Dadurch, dass ich im Vorwege die Kapitel grob skizziert und auch die meiste Recherche bereits erledigt hatte, kam ich beim eigentlichen Schreiben sehr viel schneller voran. Bisher war mir immer erst beim Schreiben aufgefallen, dass etwas nicht stimmig ist oder so nicht funktioniert. Dann habe ich viel Zeit darauf verwandt, diese Unstimmigkeit auszumerzen oder gar den gesamten Handlungsablauf anzupassen. Du kennst das vielleicht.
Auf der anderen Seite hat das Plotten zwar länger gedauert, aber den Plot konnte ich auch handschriftlich oder "mal eben nebenbei" weiterspinnen, wenn sich gerade mal ein paar Minuten Freizeit ergaben. Gerade an der Zeit mangelt es mir mit festem Job und Familie und anderen Hobbies häufig.
Noch ein Vorteil: aus dem Plot habe ich viel einfacher ein Exposé machen können, indem ich ihn schlichtweg soweit gekürzt habe, bis ich die geforderten drei Seiten erreicht hatte.
Plottest Du auch und hast noch Tipps oder Fragen dazu? Dann hinterlasse mir gern einen Kommentar und erzähl mir und den anderen Lesern, wie Du vorgehst, oder woran Du bisher gescheitert bist.
Wenn Du Hilfe brauchst, ich biete sowohl Lektorate an als auch Unterstützung beim Schreibprozess. Sprich mich einfach an. Mehr Infos zu meinem Service gibt es hier: Service für Autoren und Verlage.
Weiterführende Lesetipps einiger Kollegen:
Marcus Johanus: https://marcusjohanus.wordpress.com/2011/07/29/wie-man-ein-verdammt-gute-kurzgeschichte-schreibt/
und das amerikanische Vorbild: http://www.fearfulsymmetry.net/?p=745
Jacqueline Vellguth: http://www.schriftsteller-werden.de/kreatives-schreiben/wie-du-einen-roman-schreibst-die-schneeflocken-methode-1/
Annika Bühnemann: http://www.vomschreibenleben.de/die-heldenreise/#more-1057
und das amerikanische Vorbild: http://www.fearfulsymmetry.net/?p=745
Jacqueline Vellguth: http://www.schriftsteller-werden.de/kreatives-schreiben/wie-du-einen-roman-schreibst-die-schneeflocken-methode-1/
Annika Bühnemann: http://www.vomschreibenleben.de/die-heldenreise/#more-1057
Noch mehr Schreib- und Autorentipps findest Du HIER
Hi Sandra,
AntwortenLöschenwow, ich habe schon lange nach so einem Beitrag gesucht! Ich will selber einmal Autorin werden und stehe aber immer, sobald ich eine gute Idee habe, etwa ratlos herum, da ich nie weiß, wie ich eigentlich anfangen soll. Wenn mir eine Geschichte einfällt, fange ich als erstes mit den Charakteren an, aus denen irgendwie dann die Handlung herauswächst als wären Figur und Plot miteinander ,,verknüpft". Danke für diese Einblicke ins Plotten!
LG Julia
Hallo Julia,
Löschenvielen Dank für Deine Antwort. Mir ging es ähnlich. Alle redeten immer vom Plotten - vor allem die bekannten Autoren auf den Lesungen - aber ich konnte nicht so recht etwas damit anfangen. Deshalb hab ich mich mal mit Kollegen unterhalten und dachte mir, vielleicht helfe ich mit deren Antworten auch noch anderen.
Ich habe auch häufig eine Figur im Kopf, aber keine vernünftige Handlung dazu. Oder andersherum. Beim Plotten kann ich dann in die vielen Ideen Ordnung bringen und Figur und Handlung aufeinander abstimmen.
Viele Grüße
Sandra
Danke für den interessanten Artikel! Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich in diesem Zusammenhang einen Schreibratgeber empfehle, der mir sehr weitergeholfen hat:
AntwortenLöschen"Wie man einen Roman plant: Gliedern Sie Ihre Schritte zum Erfolg"
von K.M. Weiland
Hallo.
AntwortenLöschenIch finde den Beitrag wirklich sehr interessant.
Ich schreibe schon lange, hatte aber bisher noch nicht den "Erfolg" etwas zu veröffentlichen. Trotzdem nehme meine Ideen und Glaube nicht ab. Von Anfang an habe ich alle meine Ideen immer aufgeschrieben. Egal ob auf Papier, über die Memofunktion meines Handys oder dem PC. Nachdem ich dann alle Ideen aufgeschrieben habe, habe ich das erste Mal recherchiert, ob dies überhaupt Sinn macht. Es dauerte ein wenig, aber dann fand ich heraus, dass ich damit alles richtig mache. Und dein Beitrag hat mich auch nochmal darin bestätigt.
Bei meinen Ideen ist es unterschiedlich. Meistens hab ich eine Story-Idee, die Charaktere kommen nach und nach hinzu. Sobald die Charaktere feststehen, arbeite ich diese aus, obwohl ich mir einen gewissen Spielraum lasse. Fallen mir neue Ideen ein, füge ich sie ein oder mache Notizen die ich dann an der richtigen Stelle markiere. Hab ich eine Idee für einen Charakter, läuft es fast genauso ab.
Hab ich meine Gedanken/Ideen aufgeschrieben, geht es ans recherchieren und auch schon mal los schreiben.
Danke für deine Beiträge, die mir schon oft geholfen haben.
LG Tonia
Liebe Tonia,
Löschenvielen Dank für Deine Rückmeldung. Deine Vorgehensweise finde ich super und ich mach es ähnlich. Mir hilft es, wenn ich Vieles schon vor dem eigentlichen Schreiben durchdenke, die Charaktere entwickle und auch die Recherche dazu erledige, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen und den Plot auch noch sachlich und weniger emotional zu betrachten. Sobald ich anfange zu schreiben, werde ich häufig betriebsblind, weil ich schon zu tief in der Geschichte stecke.
Ich drück Dir die Daumen für Deine weiteren Projekte - bleib dran!
Liebe Grüße
Sandra