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Autorinnen und Familie Teil 5

"Autorinnen und Familie - geht das?" dieser Frage wollte ich auf den Grund gehen und habe dazu Kolleginnen befragt, wie sie das Schreiben und die Familie unter einen Hut bekommen. Heute sind Dana Müller, vierfache Mutter und Selbstverlegerin, und Parker Jean Ford, die neben der Familie noch Vollzeit arbeitet und studiert, an der Reihe. Vielen Dank an beide für ihre Antworten!

Wie viele Kinder hast Du, Parker Jean Ford?
Zwei Jungs.

Wie alt sind sie?
Sieben und zehn.

Hast Du noch einen Brotjob neben Familie und Autorinnendasein? Wenn ja: Voll- oder Teilzeit?
Quasi Vollzeit. Zur Zeit 34h/Woche plus ein berufsbegleitendes Studium.

Schreibt Dein Partner/in auch oder hat ähnlich kreative und zeitfressende Hobbies?
Er bastelt für sein Leben gerne an seiner Modelleisenbahn und ist ein Computerfreak.

Wie schwer ist es, das Schreiben in Deinen Familien-Alltag zu integrieren?
Sehr schwer. Das geht meist nur, wenn die Kids im Bett sind oder in der Mittagspause.

Wie viel Zeit hast Du an einem normalen Tag zum Schreiben?
Eine Stunde. Das war mal anders.

Bleiben manchmal Dinge auf der Strecke, damit Du schreiben kannst? (Freunde, Haushalt, Einkaufen, Familienausflüge, etc.)
Anfangs war es so. Aber ich habe einen Großteil des Schreibens für meine Familie geopfert. Meine Jungs brauchen mich momentan dringender. Aber wenn ich die Wahl zwischen Haushalt (natürlich nicht die Tätigkeiten, die unbedingt notwendig sind, damit das Haus nicht zur Räuberhöhle verkommt) und Schreiben habe, ist die Antwort ganz klar Schreiben.

Wie findet es Dein Partner, dass/wenn Du schreibst? Ist er eher genervt davon oder hat er Verständnis und unterstützt Dich?
Meistens unterstützt er mich, manchmal hat er allerdings, nennen wir es mal so, Mitteilungsbedürfnis. Das klingt jetzt doof, aber er ist ruhig, bis ich anfange zu schreiben. Genau wie meine Jungs es nicht sehen können, wenn ich schreibe. Genau dann machen sie Blödsinn. Da können es vorher die liebsten Kinder der Welt gewesen sein.

Meiner Erfahrung nach ist es in der heutigen Gesellschaft immer noch so, dass die Leute die Mütter bei ihren Kindern sehen und Mütter, die häufig ihren eigenen Interessen nachgehen, eher mit Naserümpfen betrachtet werden. Wie reagiert Dein Umfeld darauf, dass Du keine Fulltime-Mutti bist, die sich ausschließlich den Kindern widmet? Musst Du Dich da manchmal rechtfertigen?
Ich musste mich schon öfter erklären. Rechtfertigen? Für wen? Es ist nun mal so, dass es Mütter gibt, die ganz in ihrer Muddi- und Hausfraurolle aufgehen und damit glücklich sind. Ich nicht. So ist es zwar stressiger, aber ich kann besser damit leben und meine Kinder auch. Man muss halt Prioritäten setzen. Wenn meine Kinder mich brauchen, bin ich für sie da.

Die Frage nach der Wichtigkeit stellt sich nicht, wie ich finde. Würdest Du das Schreiben zu Gunsten der Familie aufgeben oder hast Du vielleicht sogar schon eine längere Pause gemacht, um Dich mehr der Familie widmen zu können?
Momentan habe ich das Schreiben reduziert. Ich denke, dass es in den Ferien wieder entspannter wird. Das letzte Jahr war für uns alle eine Umstellung. Mein Mini ist eingeschult worden, der Große ans Gymnasium gewechselt, da wird schon so einiges im gewohnten Ablauf durcheinander gewirbelt. Aber ehrlich gesagt vermisse ich meine Schreibauszeiten.

Was möchtest Du den Partner/innen von Autorinnen gern sagen/mit auf den Weg geben?
Liebe Partner/innen, wenn euer Partner oder die Partnerin versunken in ihr Schreibgerät schaut, bitte nicht stören, denn sie konzentriert sich gerade auf ihren, vielleicht sehr komplexen, Plot. Stören hat zur Folge, dass der Autor/die Autorin meist komplett aus der Story fällt und meist ungehalten reagiert. Nett wäre es, wenn man dann trotzdem mit Verständnis reagiert.  ;-)

Seit wann schreibst Du und wie viel hast Du schon veröffentlicht?
Ich schreibe seit der Schulzeit. Meist nur Kurzgeschichten. Veröffentlicht habe ich erst im letzten Jahr.
Ich nutze das Autorenpseudonym Parker Jean Ford.
Bisher habe ich die Kurzgeschichte "Family Business" in der Thriller-Anthologie "Erster Augenaufschlag",  die Kurzgeschichte "Ein Morgen im Leben der Trägheit"  in der Charity-Anthologie "Die sieben Todsünden" und meinen Debütroman und Auftakt eines Zweiteilers im Genre Fantasy, "Vertrau mir! Prophezeiung", veröffentlicht. Seit diesem Jahr beteilige ich mich an einem lustigen Projekt, bei dem sich mehrere Autoren zusammengetan haben, um, in einer vorgegebenen Rahmenstory, jeweils ihren Protagonisten zu schreiben. Es ist am ehesten mit einem Online-Groschenheft zu vergleichen und macht Spaß.

Links zu Dir:
Wie Parker Jean Ford es trotzdem schafft, ihre Veröffentlichungen fertig zu bekommen, ist mir nach diesem Interview ein Rätsel. Mal schauen, was Dana Müller, Mutter von vier Kindern, zu sagen hat:

Wie viele Kinder hast Du, Dana?
Ich habe vier Kinder, aber unser Hund und die Katze zählen auch irgendwie dazu, denn sie sind fast genauso fordernd wie die Kids ;)

Wie alt sind sie?
6, 15, 18 und 19

Hast Du noch einen Brotjob neben Familie und Autorinnendasein? Wenn ja: Voll- oder Teilzeit?
Neben meinem Autorendasein und der Familie bleibt nicht mehr viel Luft. Ich habe das Glück, mich voll und ganz auf beides konzentrieren zu können.  Klares Nein.

Schreibt Dein Partner/in auch oder hat ähnlich kreative und zeitfressende Hobbies?
Nein, mein Mann schreibt nicht und hat auch keinerlei kreative Hobbys. Es ist nicht immer einfach für ihn, zu verstehen, wie Kreativität arbeitet und dass die Muse nicht auf Knopfdruck abrufbar ist.

Wie schwer ist es, das Schreiben in Deinen Familien-Alltag zu integrieren?
Es grenzt manchmal an Magie. Es gibt Tage, an denen  geschehen unvorhersehbare Dinge. Termine, mit denen man nicht gerechnet hat, oder spontane Unternehmungen mit den Lieben. Dabei geht eine Menge wertvoller Schreibzeit verloren, die ich meist hinten anhänge und bis tief in die Nacht schreibe, um mein persönliches Tagespensum einzuhalten.

Wie viel Zeit hast Du an einem normalen Tag zum Schreiben?
An einem normalen Tag habe ich 5 bis 6 Stunden zur Verfügung, aber auch nur, weil ich mir die Zeit nehme. Würde ich warten, bis freie Zeit zur Verfügung stünde, hätte ich kaum welche. Meistens ist mein Laptop den ganzen Tag über an, damit ich zwischen meinen familiären Pflichten immer mal einige Zeilen schreiben kann. Wenn mein Mann frei hat, geht er mit dem Kleinen runter und schenkt mir damit zusätzliche Schreibzeit.

Bleiben manchmal Dinge auf der Strecke, damit Du schreiben kannst? (Freunde, Haushalt, Einkaufen, Familienausflüge, etc.)
Oh ja! Das passiert schon mal. Am Anfang gab es einige Streitgespräche, weil ich im Schreibrausch irgendetwas vergessen hatte…Aber mittlerweile hat sich mein Mann (meine gute Seele) ganz gut in den Haushalt eingefunden, sonst würde dieser öfter unter dem Schreiben leiden.  Meine Freunde verstehen und akzeptieren es, wenn ich mal nicht mit ins Schwimmbad oder Kino kann, weil ich schreiben muss, um in meinem persönlichen Zeitplan zu bleiben. Gemeinsame Unternehmungen werden dann entweder verschoben oder nach meinen Möglichkeiten geplant.

Wie findet es Dein Partner, dass/wenn Du schreibst? Ist er eher genervt davon oder hat er Verständnis und unterstützt Dich?
Das ist sehr unterschiedlich. Eigentlich ist es sehr stolz auf sein Frauchen, aber es gibt Situationen, in denen er wirklich genervt ist, was ich gut nachvollziehen kann. Wenn er beispielsweise abends auf der Couch sitzt und der Film schon angelaufen ist; Wer kennt das nicht, wenn man nur noch diesen Satz zu Ende schreiben will, dann den nächsten und noch einen. Schnell ist der Abend gelaufen, weil der Partner sich dann vernachlässigt fühlt.
Andererseits wäre ich ohne ihn aufgeschmissen, denn er unterstützt mich wirklich, wo er nur kann. Er übernimmt meine Pflichten, räumt mir ein gewisses Budget ein und wie schon oben geschrieben, schenkt mir immer mal wieder Schreibzeit. Außerdem verfolgt er die Ränge wie kein anderer und macht mich darauf aufmerksam, wenn ein bisschen Werbung nicht verkehrt wäre.

Meiner Erfahrung nach ist es in der heutigen Gesellschaft immer noch so, dass die Leute die Mütter bei ihren Kindern sehen und Mütter, die häufig ihren eigenen Interessen nachgehen, eher mit Naserümpfen betrachtet werden. Wie reagiert Dein Umfeld darauf, dass Du keine Fulltime-Mutti bist, die sich ausschließlich den Kindern widmet? Musst Du Dich da manchmal rechtfertigen?
Da gibt es drei Lager. Zum einen sind da die, die meinen Ehrgeiz bewundern und immer wieder nach dem Fortschritt fragen. Die finden es toll, dass ich trotz Familie meinen eigenen Weg gehe. Dann wären da die, die überhaupt nicht nachvollziehen können, dass ich etwas neben der Familie mache. Diese Fraktion lässt auch mal die eine oder andere Bemerkung fallen, die nicht so schön ist. Zu guter Letzt hätten wir da noch diejenigen, die nach vorne hin eine gewisse Bewunderung aussprechen, sich aber hinter dem Rücken anders äußern. Man kann sich sein Umfeld nicht wirklich aussuchen, schon gar nicht, wenn man Kinder hat und gewisse soziale Kontakte pflegen muss. Am Anfang habe ich mich noch sehr oft gerechtfertigt, aber mittlerweile nehme ich es hin, dass nicht alle gut finden, was ich mache.

Die Frage nach der Wichtigkeit stellt sich nicht, wie ich finde. Würdest Du das Schreiben zu Gunsten der Familie aufgeben oder hast Du vielleicht sogar schon eine längere Pause gemacht, um Dich mehr der Familie widmen zu können?
Nein! Nein, weil das Schreiben zu mir gehört. Es ist nicht wegzudenken und ich fühle mich auch schnell nicht mehr wohl in meiner Haut, wenn ich mal wirklich einige Tage nicht dazu komme. Meine Familie hat gelernt, dass es besser ist, mich nicht zu stören, wenn ich gerade neue Welten erschaffe oder mich einfach von der Muse tragen lasse.

Was möchtest Du den Partner/innen von Autorinnen gern sagen/mit auf den Weg geben?
Bitte nicht stören! ;) Das Schreiben ist ein kreativer Prozess, den man nicht dauernd unterbrechen sollte.  Wenn eure schreibende Partnerin mal nicht auf euch reagiert, ist das bestimmt keine Absicht, sie steckt dann meistens tief in ihrer Geschichte. Und bitte, bitte versucht nicht, sie unter Druck zu setzen, damit das Projekt „endlich fertig“ wird, denn mit größter Sicherheit steht schon das nächste an und auch dieses wird seine Zeit fordern. Nehmt Schreibblockaden ernst, denn das „nicht schreiben können“ ist wie ein luftleerer Raum, an dem wir nicht nur verzweifeln, sondern zu ersticken drohen. Niemand hat gesagt, dass es einfach ist, mit einer Autorin zusammenzuleben, aber es ist machbar.

Seit wann schreibst Du und wie viel hast Du schon veröffentlicht?
Wenn ich die Zeit meiner Gedichte miteinbeziehe, dann schreibe ich seit meiner Jugend. Meinen ersten Roman habe ich vor etwa 8 Jahren verfasst, allerdings ist dieser nie veröffentlicht worden, es war sozusagen ein Übungsprojekt. Seit einem Jahr schreibe ich sehr intensiv, seitdem sind 3 Romane, eine Trilogie und diverse Kurzgeschichten entstanden und veröffentlicht. Auf die Trilogie bin ich ganz besonders stolz, denn es ist ein Gemeinschaftsprojekt mit meiner Tochter, die mir nicht nur mit Rat und Tat zur Seite stand, sondern einige Passagen selbst verfasst hat.

Links zu Dir:

Noch mehr Erfahrungsberichte von Kolleginnen findet ihr übrigens hier: Autorentipps

Kommentare

  1. Hallo und Danke für die Möglichkeit des Interviews!
    Liebe Grüße Jean

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